Freitag, 08.10.2010
An der Küste entlang nach Norden
Ich hatte noch auf dem Zimmer zu tun, weshalb Johanna schon zum Frühstück
vorausgegangen war. Als ich wenig später beim Restaurant eintraf, war am
Eingang kein Restaurantmitarbeiter am Empfangspult. Da ich die drei eh drinnen
an einem Tisch sitzen sah, las ich auch keine weiteren Hinweise und ging
direkt zum Tisch.
Kurze Zeit später grinsten meine Mitreisenden, wobei ich erst mal keine
Ahnung hatte, was eigentlich los war. Den Restaurantleiter hinter mir bemerkte
ich erst etwas später. Dieser machte ein bewusst böses Gesicht und schimpfte
los, was mir einfiele, einfach so zum Tisch zu gehen. Ob ich denn den Hinweis
(wait to be seated) nicht gelesen hätte, und so weiter. Das Ganze allerdings
überraschenderweise in passablem Deutsch und schelmisch grinsend. Auf jeden
Fall hatten wir während des Frühstücks jede Menge Spaß. Nicht nur mit uns,
auch mit den wenigen anderen Gästen machte er immer wieder Späßchen.
Ungewöhnlich war, dass es nicht das übliche Frühstücksbuffet gab, sondern
ausschließlich à la carte.
Die Auswahl war aber ziemlich umfangreich, die Portionen reichlich und die
verschiedenen Eiervarianten aus frischen Eiern (EggBeaters gab es auf Wunsch,
muss man sich ja aber nicht freiwillig antun).
Angesichts der Erkenntnis, dass meine straffen Zeitplanungen mit der Gruppe
nicht zu machen waren, beschlossen wir, das Tagesprogramm umzudrehen.
Wir fuhren also erst mal direkt nach Camden. Die landschaftlich
schöne Strecke auf der US 1 führte durch Wälder mit verschiedenen Färbungen
in grün, gelb und rot. Der Indian Summer schien noch nicht so richtig fortgeschritten,
aber in der Tendenz erkennbar. Allerdings war aber gerade die Mischung aus
den verschiedenen Farben sehr reizvoll. Johanna und Carmen fotografierten
aus dem Auto was Speicherkarten und Akkus hergaben. An vielen Stellen taten
sich irgendwelche Gewässer zwischen den Bäumen auf, teilweise auch mit Brücken
darüber. Anhalten konnten wir allerdings auf der Strecke nicht gefahrlos.
Und da die Ein- und Ausblicke auf die Seen und Flüsse immer nur kurz waren,
gab es kaum Möglichkeiten entsprechende Fotos zu machen.
Brücke auf dem New Hampshire Turnpike
Auf dem Hwy 1 am Pleasant Cove Nähe Woolwich
Bei einem Ort führte die Straße als Bogenbrücke über einen Fluss. Direkt
daneben befand sich eine (Eisenbahn-?) Brücke als Hebebrücke zwischen zwei
stählernen Turmbauwerken. Bis Hermann allerdings seine Kamera schussfertig
hatte, waren wir schon drüber.
Immer wieder durchquerten wir kleine Ortschaften oder kamen an alleinstehenden
Holzhäusern, bunten Schuppen etc. vorbei. Eigentlich hätte man da ständig
anhalten müssen, aber dann wären wir nie nach Camden gekommen.
Park mit dem Gebäude der Camden Public Library
Hafen vom Park aus
In Camden angekommen fanden wir einen Parkplatz direkt am Hafen. Dort machten
wir das erste Mal Bekanntschaft mit einer interessanten Parkregel. Auf Schildern
wurde darauf hingewiesen, dass man zwei Stunden kostenlos parken könne.
Parkscheiben sah ich aber nirgends in einem Auto, auch Parkuhren oder Parkscheinautomaten
gab es keine. Schließlich fragte ich einen Mann, der mit seinem Pickup direkt
neben uns parkte und gerade zu seinem Wagen kam. Der erklärte, dass der
Parkwächter irgendwann vorbeikäme und die Reifen markieren würde. Wenn er
dann irgendwann mindestens zwei Stunden später wieder vorbeikommen würde
und das markierte Auto noch da wäre, gäbe es einen Strafzettel. Das nenne
ich mal eine relaxte Variante, Parkzeiten zu kontrollieren. Noch schien
die Sonne und wir liefen daher hinauf zu dem schönen kleinen Park, von dem
wir eine tolle Aussicht auf das Hafenbecken und die Penobscot Bay mit ihren
zahlreichen Inselchen hatten.
Pavillon im Park bei der Camden Public Library
Wohnhaus mit grünen Fensterläden
Entlang der Hauptstraße gab es mal wieder jede Menge kleiner Geschäfte.
In einem entdeckten wir dann endlich Topfhandschuhe mit Lobstern darauf.
Johanna hatte vor Jahren ein Paar aus Boston mitgebracht, denen man inzwischen
die häufige Benutzung ansieht. Daher waren wir in den letzten Tagen immer
wieder auf der Suche nach Ersatz. Den Einkauf verschoben wir aber erst mal
auf das Ende des Rundgangs. In einem der Prospekte, die wir wie üblich eingesammelt
hatten, gab es eine Werbung für eine Restaurantkette, auf der auch ein Kettenanhänger
in Form einer Hummerschere mit einem Turmalin abgebildet war. Der Erlös
des Verkaufs sollte an einen Fonds zur Unterstützung der Originalität der
Maine Lobster und der Hummerfischer gehen. Wir fragten bei einigen Juwelieren
nach dem Anhänger, erhielten aber keine befriedigende Auskunft. Am Ende
des Rundgangs fragten wir dann direkt im Restaurant, von dem die Werbung
war. Von einer Angestellten erhielten wir die Auskunft, dass man das nur
im Internet bestellen könne und in Gold rund $1000 kosten würde, womit das
Thema erst mal erledigt war.
Der Ortskern von Camden war leider stark befahren, da die US 1 mitten durch
den Ort geht. Trotzdem machte es Spaß, die vielen schönen Häuser entlang
der Hauptstraßen anzuschauen. Zum Schluss des Rundgangs erledigten wir noch
unsere Einkäufe.
Nächster Stopp sollte der
Mount Battie sein,
der mit seinen 244m über der Stadt thront. Also mal wieder die Zieladresse
ins Navi eingegeben und losgefahren. Nun gibt es allerdings auch Straßen,
die nach dem Berg benannt sind. Und genau in einer solchen landeten wir
nach ein paar Minuten. Andere Einträge im Navi schienen auch nicht die richtigen
zu sein. Also orientierten wir uns an der Karte im Navi, fuhren erst mal
in die falsche Richtung und fanden dann doch die Einfahrt mit der Mautstation
in das Naturschutzgebiet des Berges.
Oben auf dem Hügel blies der Wind sehr heftig. Inzwischen hatte es sich
ziemlich zugezogen, so dass leider das Licht nicht mehr so schön war. Dennoch
hatten wir einen grandiosen Blick über die Wälder, die Bucht, die Inseln
und die Stadt unten an der Bucht. Ganz oben gab es noch ein Türmchen, auf
das ich rauf musste. Ich hatte meine Jacke im Auto gelassen, weil es mir
noch nicht wirklich kalt erschien. Auf dem Turm blies dann der Wind in Sturmstärke
und leider gab es trotz einigem Zuwarten keine Wolkenlücke mehr.
Camden und die Penobscot Bay vom Camden Hill State Park
Blick über die Penobscot Bay vom Camden Hill State Park
Von Camden aus fuhren wir wieder Richtung Süden nach
Rockland, der „Lobster Capital of the World“. Beim Durchfahren auf der
Suche nach einem Lokal für das späte Mittagessen hatten wir allerdings nicht
den Eindruck, dass man nun unbedingt eine Besichtigungsrunde durch den Ort
machen müsste.
Nach einigen Runden parkten wir schließlich direkt am Meer. Das Restaurant
dort ist auf eine Mole gebaut und die Speisekarte enthielt auch Johannas
geliebte Little Necks. Allerdings hatte das Restaurant nach Mittag geschlossen.
Der Hummer-Imbissstand gleich daneben hatte auch um 14:00 Uhr, also kurz
vor unserer Ankunft, geschlossen.
Daneben entdeckten wir ein weiteres Restaurant mit durchgehender Küche.
Hermann und ich bestellten erst einmal je sechs frischen Austern, wobei
Carmen zwei abbekam. Johanna „begnügte“ sich mit einer großen Schüssel Lobster
Stew.
Carmen und Hermann nahmen dann Lachs zum Hauptgang, ich Crab Cakes und Johanna
Prime Rib. Da ihr Lobster Stew schon als Hauptmahlzeit durchgegangen wäre,
bekam ich auch noch den Rest des Prime Rib ab.
Gegen 15:30 Uhr brachen wir schließlich wieder auf und steuerten das
Owl Head Lighthouse an, das auf einer Landzunge südlich
von Rockland liegt. Der Parkplatz ist ein ganzen Stück vom Leuchtturm weg,
so dass Johanna entschied, im Wagen zu bleiben. Leider war das Ensemble
aus Turm, Oil House und Keepers House nicht als Ganzes zu fotografieren.
Der relativ niedrige Turm steht wirklich auf der Spitze der Landzunge auf
einem Felsen, zu dem eine ganze Reihe Stufen hinaufführen. Das Oil House
steht am Fuß der Treppe und das Keeper House einige Meter daneben „im Windschatten“
der Felsen. Die Bilder von der ganzen Gruppe, die wir in verschiedenen Prospekten
gesehen hatten, waren offensichtlich vom Wasser aus aufgenommen.
Owl Head Lighthouse
Apropos Prospekte. Dass man in Hotels auf einer Auslage Flyer und Prospekte
zu touristischen Zielen und Veranstaltungen findet, ist ja recht verbreitet.
Hier in der Gegend fanden wir aber in jedem halbwegs von Touristen besuchten
Ort entweder ein Visitor Center mit zahlreichen Informationen, oder es gab
wenigsten an einer Straßenkreuzung eine Box mit Stadtplan etc.
Auf der Rückfahrt legten wir noch einen kurzen Stopp in
Wiscasset ein. Vor dem Ort und der Brücke gab es
aber erst mal einen längeren Stau. Inzwischen war es schon recht dunkel
und der Himmel wolkenverhangen. Insofern sahen wir nur einige der wohl zahlreichen
alten Villen, für die der Ort bekannt ist.
Ein prachtvoller roter Sonnenuntergang direkt über der Hebebrücke, die wir
schon auf der Herfahrt gesehen hatten, versprach schönes Wetter für den
nächsten Tag.
Bunte Holzfender vor dem Old General Store
Abendstimmung am Sheepscot-River
Gegen 19:00 Uhr waren wir wieder beim Hotel und tankten noch gegenüber.
Johanna und ich gingen direkt an die Bar, während Carmen und Hermann noch
das Schwimmbad aufsuchten.
Wegen des umfangreichen Mittagessens hatten wir alle keinen Hunger und verzichteten
daher komplett auf das Abendessen. Hermann kam später dann auch noch an
die Bar und gemeinsam ließen wir den Tag bei Samuel Adams und Jose Cuervo
ausklingen.
Zurück zum Anfang