Sonntag, 10.10.2010
Um den See und in die Weißen Berge
Nach den Bundesstaaten Massachusetts und Maine stand heute nun noch New
Hampshire auf dem Programm. Vorbei am Lake Winnipesaukee
wollten wir hinauf in die White Mountains fahren, dem Kerngebiet des Indian
Summer.
Nach einer im Vergleich zu den letzten Tagen kurzen Fahrt über Land erreichten
wir Wolfeboro, das an der Ostseite des Sees liegt.
Rund um den See reichen die Wälder bis an das Ufer und schimmerten im Sonnenlicht
in allen Farben. Durch das klare Wetter und die leichte Bewölkung ergaben
sich immer wieder faszinierende Farbenspiele.
Roter Baum auf dem Weg zum Lake Winnispesaukee
Lake Wentworth mit kleinen Inseln
Bei unserem kleinen Rundgang durch den Ort fiel mir ein Gebäude auf, das
aussah wie ein typischer alter amerikanischer Bahnhof. Allerdings waren
nirgends Schienen zu sehen. Beim Näherkommen waren aber auch alte Signale
zu sehen. Der ehemalige Bahnhof ist inzwischen ein Visitor Center. Bei der
älteren Dame erkundigte ich mich, ob wir besser südlich oder nördlich um
den See fahren sollten. Wie wir uns auch schon überlegt hatten, empfahl
sie mir die Nordroute, weil man da näher an den See und überhaupt durch
landschaftlich schönere Gebiete kommen sollte.
Ryefield Marsh östlich des Lake Wentworth
Ausläufer der Wolfeboro Bay mit Häusern am Ufer
Inn Bay Point at Mill Falls in Meredith
So war es dann auch. Nach einer kurzweiligen Fahrt erreichten wir
Meredith, wo wir nach zwei Runden durch den Ort direkt
am Ufer einen Parkplatz ansteuerten und eine Zeit am See und in der Sonne
verbrachten. Mehr zufällig fiel mein Blick auf das große Gebäude etwas weiter
am See entlang. Nach einigem Nachdenken fiel mir wieder ein, wo ich das
schon mal gesehen hatte. In meinem Reiseführer befand sich ein Bild eben
dieses Hotels mit seinem Namen, allerdings ohne irgendeine Ortsangabe, was
mir beim Lesen aufgefallen war.
Von Meredith aus nahmen wir die I-93 nach Norden. Für den Mount Washington
war es dann doch zu weit, aber den Kancamagus Highway zwischen Lincoln und
Conway quer durch die White Mountains wollten wir natürlich fahren.
An der Abfahrt bei Lincoln zum
Kancamagus Highway
staute sich der Verkehr bis auf die Standspur der Interstate, was nicht
nur an dem hohen Aufkommen von anderen Touristen lag, sondern auch an der
Ampelschaltung direkt nach der Ausfahrt. Da es schon wieder Essenszeit war,
auf der Strecke bis Conway keine Einkehrmöglichkeit zu erwarten war und
wir eigentlich Zeit sparen wollten, bogen wir gleich nach der Ampel zu McDonalds
ab. Eigentlich war die Idee, für Carmen einen Burger zu besorgen und dann
weiter zu fahren. Der Laden war drinnen voll mit Chinesen und Indern (ob
originär oder Einwanderer blieb unklar). Johanna und ich besorgten uns jeweils
einen Burger und gingen wieder zum Wagen, weil wir eben annahmen, dass eine
Pause hier nur ein paar Minuten dauern sollte. Allerdings blieben Carmen
und Hermann verschwunden. Ich begab mich also auf die Suche und stellte
beim Blick durch ein Fenster fest, dass es wohl nichts werden würde mit
ein paar Minuten Aufenthalt. Immerhin nutzte ich die Zeit, die historischen
Eisenbahnwagen zu fotografieren, die nebenan abgestellt waren.
Endlich konnten wir uns wieder in den Stau einreihen und quälten uns im
Stop-and-Go Modus durch den Ort. Währenddessen verspeiste Carmen auf dem
Rücksitz noch zwei Cheeseburger. Das führte noch ein paar Tage Anlass zu
Frotzeleien.
Die Befürchtung, dass wir die ganzen 55 km im Schritttempo zurücklegen müssten,
bewahrheitete sich zum Glück nicht. Auf dem Highway ging es relativ entspannt
zu.
Indian Summer in den White Mountains
Abgestorbener weißer Baum in den White Mountains
Am Swift River
Während der Fahrt durch die Berge konnten wir auf den zahlreichen Parkplätzen
immer wieder anhalten, die Landschaft anschauen und Bilder machen.
Je weiter wir Höhe gewannen, desto weniger war von der typischen Färbung
des Indian Summer zu sehen. Oben auf dem Pass war es schließlich ziemlich
kahl und dadurch gab es auch ziemlich wenig farbliche Abwechslung. Die Bäume
waren meist Nadelbäume und dazwischen standen auch viele abgestorbene Bäume.
Daher war die Landschaft zwar schon beeindruckend, aber nicht im Hinblick
auf Fall Foliage. Weiter unten setzte die Färbung dann wieder ein.
Von Conway fuhren wir direkt wieder zurück nach Portland.
Nach kurzer Ruhepause bestellten wir an der Rezeption ein Taxi, um hinunter
zum
Hafenviertel von Portland zu fahren.
Während sich der Rest der Reisegruppe auf der Rückbank drängte, hatte ich
den Beifahrersitz und unterhielt mich die ganze Zeit mit dem Taxifahrer,
der uns einiges über Portland erzählte und die Straßen, Kneipen und Restaurants
im Hafenviertel erklärte. Witzigerweise empfahl er auf die Frage nach einem
Restaurant das J’s Oyster, was ich schon am Abend vorher bei meiner Internetrecherche
ausgewählt hatte.
Nachdem uns der Taxifahrer direkt am Hafenviertel abgesetzt hatte, machten
wir erst noch einen Spaziergang durch das Hafenviertel.
In einem Laden, der sowohl Krimskrams als auch Lebensmittel hatte, fielen
Hermann und mir zwei Regale voller Milchkannen mit Zapfhähnen auf. Bei näherem
Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich um diverse Varianten von Balsamico-Essig
und Olivenölen handelte. Die kleinen Becher auf den Regalen machten klar,
dass man hier alles probieren konnte. Das taten Hermann und ich dann auch,
während Johanna und Carmen den restlichen Laden durchstöberten. Essig und
Öl konnten wir aus praktischen Gründen nicht mitnehmen, aber Johanna fand
ein paar ebenfalls ungewöhnliche Popcorn-Sorten, von denen wir welche mitnahmen.
Portland - Ein Stück der Berliner Mauer an der Wharf
Portland - Yachthafen
Nach einer Runde über die Wharf steuerten wir das J’s Oysters an. Das Lokal
sieht von außen nicht so wirklich einladend aus und hat die Ausmaße eines
größeren Containers. Draußen warteten schon einige Gäste auf freiwerdende
Tische. Wir quetschten uns hinein. Eigentlich schien die Bar den Großteil
des Raumes einzunehmen. Am Tresen saßen rundherum Gäste und die Reihe Tische
zwischen Bar und Wand waren natürlich auch voll. Trotzdem fragten wir nach
Plätzen, wurden notiert und erhielten als Antwort, dass es etwa 45 Minuten
dauern würde. Also bestellten wir zunächst eine Runde Bier. Wegen der gesetzlichen
Bestimmungen konnten wir das aber nicht mit nach draußen nehmen. Also blieben
wir gleich beim Eingang stehen, wo wir eigentlich immer irgendjemandem im
Weg standen. Dabei bekamen wir auch mit, dass alle neu eintreffenden Gäste
als Standardantwort auf die Frage nach der Wartezeit die 45 Minuten genannt
bekamen.
Aber tatsächlich etwa 45 Minuten später hatten wir unseren Tisch. Carmen
bestellte sechs Austern Rockefeller; Hermann, Johanna und ich zusammen 18
rohe Austern.
Zum Hauptgang orderte Carmen Lobster mit Cole Slaw. Wir anderen das für
Portland typische Lobster Dinner mit Hummer, gekochtem Maiskolben und Steamers
(Sandklaffmuscheln). Das war schon eine etwas ungewöhnliche Kombination.
Diese Art Muscheln hatten wir bisher noch nie gegessen. Auf jeden Fall passte
der Maiskolben geschmacklich perfekt zum Hummer.
Der Restaurantmitarbeiter, der uns bereits empfangen hatte, rief uns dann
auch noch ein Taxi. Dabei kam es zu etwas Verwirrung, weil plötzlich zwei
Taxis da waren. Kurz entschlossen bestieg ich eines davon und wir befanden
uns auf dem Rückweg. Auch dieser Taxifahrer war recht kommunikationsfreudig
und erzählte u.a., dass er verschiedene Kurzwellenradiosender hört, um mitzubekommen,
was so in der Welt vor sich geht.
Ein Absacker an der Bar in unserem Hotel beschloss unseren letzten Abend.
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