Gipfelsturm

05. Juli 2012

Heute hieß es früh aufstehen. Um 08:30 Uhr sollte ich zur Teide light Tour abgeholt werden. Ich war mit Johanna bereits Notfallstrategien am diskutieren, als endlich gegen 08:45 Uhr der bereits recht gut gefüllt Reisebus eintraf. Leider sollte es nicht bei der schon aufgelaufenen Verzögerung bleiben. Auf dem Weg zu den beiden Riu-Hotels nebenan bekam ich mit, wie einer der beiden Guides mit einem Kollegen telefonierte. An einem der vorigen Hotels hatte man die auf der Liste aufgeführte Anzahl von Gästen aufgenommen. Allerdings war darunter eine kurzfristige Neuanmeldung, während der eigentlich aufgeführte Gast fehlte. Der wollte per Taxi zu einem der Hotels nachkommen. Also warteten wir am Bahía del Duque über eine Viertelstunde und drehten sogar noch eine Schleife, ohne dass der Gast auftauchte. Schließlich ging es noch nach Playa Paraíso, wo mitten im Ort eine riesige Bauruine das Bild völlig verschandelt. Hier kamen dann die letzten Gäste und auch der Vermisste hinzu. Inzwischen war auch ich schon eine Stunde in dem Bus. Die Wartezeiten hatten sich aufsummiert, nicht nur wegen des fehlenden Gastes, sondern auch, weil immer wieder Gäste ihre Ausweise vergessen hatten, die man aber für den Gipfel des Teide benötigt.

Aber schließlich konnte es losgehen und wir fuhren über Guia de Isora nach Chio, wo wir auf die TF38 Richtung Teide abbogen.

Teide
Route der Teide-Tour

Auf der Strecke hatten die inzwischen drei Guides schon vielfältige Informationen gegeben. Die Gruppe bestand zwar hauptsächlich aus Deutschen und die Niederländer verstanden deutsch. Insbesondere für das ältere französische Paar gab es dann aber alles noch mal in Englisch.

Jedenfalls hatten wir sowohl Teilnehmer der Teide hard, als auch der Teide light Tour an Bord. Die Teide hard-Teilnehmer sollten von etwa 2.500 m aufsteigen und die Teilnehmer der Teide light-Tour an der Bergstation der Seilbahn treffen, wo wir gemeinsam die letzten 170 Höhenmeter angehen wollten, zu deren Begehung es auch der Anmeldung und des Mitführens des Passes bedarf.

Der Chef-Guide erklärte nochmals ausführlich, auf was man sich bei der Teide hard Tour einlassen würde und was die körperlichen Voraussetzungen seien. Er ging dann auch durch die Reihen, um jeden zu fragen, welche Tour er denn machen wolle und ob die Ausrüstung vollständig sei. Letztlich blieben immerhin 17 Teilnehmer für die Teide hard Tour übrig, weswegen zwei der Guides diese Gruppe begleiten sollten. Eingedenk meines letztjährigen Achensee-Erlebnisses hatte ich mich klar für die Teide light Tour entschieden.

Ein Stück die TF38 hinauf hielten wir an einem Ausflugslokal. Neben einem Toilettenbesuch stand hier noch das Fassen von Verpflegung an. Zwar gab es für jeden Teilnehmer einen Liter Wasser im Bus, aber die Guides hatten auch dringend empfohlen, etwas zu essen mitzunehmen. Die Angestellten des Lokals waren auf Ausflugsgruppen eingerichtet und belegten Brötchen im Akkord. Ich nahm mir auch zwei mit und noch einen Beutel Mandeln. Ebenfalls bei diesem Zwischenstopp konnten sich die Teilnehmer aus den Vorräten im Bus mit Wanderschuhen und Stöcken versorgen, was auch viele taten. Lediglich die Französin blieb bei ihren roten Slippern.

Die Vegetation auf dieser Höhe ist sehr grün mit vielen Palmen und Kakteen, unter anderem die Sorte mit den leckeren Kaktusfeigen.

Weiter die Straße hinauf kamen wir in die Region der Kiefernwälder. Diese sind sehr licht, es fehlt jegliches Unterholz. Der Boden besteht aus feinem Lavasand und –geröll. Die Straße steigt zwar stetig an, was aber eher unmerklich geschieht, weil das Gelände nicht zerklüftet ist, sondern eher breitflächig und gewellt Schließlich kamen wir in das Hochtal Las Cañadas, das durch den Zusammenbruch des alten Vulkanberges in die leeren Magmakammern entstanden war. Hier besteht die Vegetation nur noch aus Ginster, Kanarischen Margeriten und anderen niedrigwachsenden Pflanzen. Die Straße führte uns fast schnurgerade über die Ebene, immer mit dem Teide auf der linken Seite.

Teide
Am und auf den Gipfel des Teide
Teide
Pico del Teide
Roques de García
Felsformation der Roques de García

Etwas oberhalb des Hotel Parador luden wir die Teide hard-Teilnehmer ab und kehrten wieder zurück zum Parador, wo wir letzte Vorbereitungen für die anstehende Wanderung trafen. Während der Rest der Gruppe das Ausflugslokal beim Hotel aufsuchte, streifte ich umher, um Bilder zu machen. Hier oben, obwohl bereits bei ca. 2500 m war es immer noch so um die 28° C warm, die Luft aber sehr klar. Dadurch kamen die vielen Farben der Vulkanlandschaft sehr gut zur Geltung. Nachdem alle soweit fertig waren begannen wir unsere kleine Wanderung rund um die Roques de García. Nach einer ersten Erläuterung über die Entstehungsgeschichte Teneriffas ging es erst mal recht flach Richtung Teide. Bereits nach kurzem hatten wir die anderen Ausflügler hinter uns gelassen. Das war nun auch nicht das Gelände für Sandalen und Flip-Flops. Immer wieder machten wir kurze Stopps und unser Guide Christian, der ursprünglich aus Argentinien stammte, in Deutschland aufwuchs und seit 13 Jahren auf Teneriffa lebt und arbeitet, erklärte uns Pflanzen, Mineralien, die Entstehung der bizarren Felsformationen, den Unterschied zwischen schnell und langsam fließender Lava und noch viel mehr. Nachdem der Weg anfänglich recht flach verlief, ging es ein ganzes Stück bergab bis zum Fuß der Kathedrale. Von dort aus mussten wir die verlorenen ca. 130-150 Höhenmeter wieder hinauf, was eine erste Übung für die spätere Besteigung des Teide war. Die Französin mit ihrem ungeeigneten Schuhwerk bekam dabei massive Probleme, aber auch natürlich Hilfe durch unseren Guide und andere Teilnehmer. Ihr Mann, obwohl auch schon 75, hatte da deutlich weniger Probleme.

Roques de García
Felsformation der Roques de García
Finger Gottes
Der Finger Gottes mit dem Teide im Hintergrund
Roques de García
Die Wandergruppe bei der Felsformation der Roques de García
Torre Blanca
Roques de García - Am Torre Blanca

Nach dem Rundgang fuhren wir mit dem Bus hinüber zur Talstation der Seilbahn. Dort wartete schon ein Gast, die die Teide hard Tour abgebrochen hatte und unser Bus holte eine weitere Teilnehmerin ein Stück weiter die Straße hoch ab. Schließlich waren aber alle beisammen, die die nächste Etappe machen wollten und wir quetschten uns in die Kabine der Seilbahn, die rund 40 Personen, aber eng an eng, fasste. Bei der Wartezeit hatte ich ziemlich Herzklopfen, wobei ich nicht wusste, ob wegen der Höhe oder vor Aufregung (siehe Achensee…).

La Gomera
Blick vom Teide Richtung La Gomera
Teleferico
Blick von der Bergstation der Seilbahn über die Insel nach Süden

Ein paar Minuten später waren wir an der Bergstation bei 3555 m. Obwohl es hier deutlich windiger und etwas kühler war, bestand noch immer keine Notwendigkeit, die Jacke anzuziehen. Nacheinander wurden wir aufgerufen, zeigten unsere Pässe vor und durften auf das letzte Stück. Der Serpentinenweg besteht teilweise aus Stufen, teilweise aus schrägen Platten aus Lavastein. Die Teide hard Teilnehmer waren bereits vor uns an der Bergstation gewesen und machten sich mit uns gemeinsam auf den Weg. Die meisten, insbesondere die jungen machten nicht wirklich den Eindruck, als hätten sich gerade 1000 Höhenmeter hinter sich. Man wird halt alt….

Teide
Die Ausflugsgruppe auf dem Pico del Teide
Pico del Teide
Roman auf dem Pico del Teide

Ich musste zwar deutlich schneller atmen und alle paar Kurven kurz stehen bleiben, auch spürte ich, dass meine Beine etwas weich wurden. Aber letztlich ging es ganz gut nach oben. Nach einer Weile und weil man den Gipfel nicht sehen konnte, wollte ich auf meinem GPS-Empfänger die Höhe kontrollieren. Der war aber offensichtlich nicht mehr kalibriert, so dass ich immer noch nicht wusste, wie weit es noch sein würde. Schließlich erreichte ich aber auch den Schwefelkrater und ein paar Schritte weiter den Gipfel. Hier wurde auch ein Grund klar, warum man pro Tag nur 150 Personen hinauf lässt und auch nicht länger als 15 bis 20 Minuten Aufenthalt hat. Der Gipfel bietet einfach nicht genug Platz. Mit unserer Gruppe hatten wir fast jeden Felsbrocken hier oben besetzt. Nach vielen Fotos, auch mit der ganzen Gruppe und einem Plakat der Tourorganisation machte sich jeder wieder auf den Weg nach unten. Ich fühlte mich nach dem gelungenen Aufstieg auch viel lockerer und sprang fast schon in der aus den Alpen gewohnten Manier nach unten. Dabei unterhielt ich mich kurz mit einem jungen Mann, der die Teide hard Tour mitgemacht hatte und meinte, dass das überhaupt kein Problem gewesen wäre. Außerdem sei er am gestrigen Tag schon mit dem Rennrad von Las Américas bis hinauf zur Talstation der Bergbahn gefahren, hätte aber keine Zeit mehr für den Gipfel gehabt. Da hilft auch der Stoßseufzer „Man wird halt alt“ nichts mehr.


Unten am Bus angekommen wurden zur Feier des erfolgreichen Aufstiegs erst mal eine nicht geringe Anzahl Sektflaschen entkorkt, was sich jeder auch verdient hatte. Die Rückfahrt erfolgte in entspannter Atmosphäre und ohne weitere Wartezeiten.

Teide
Die Ausflugsgruppe nach erfolgreichem Gipfelsturm

Kurz vor 19:00 Uhr war ich wieder im Hotel, wo wir uns später im japanischen Restaurant mit Sushi und Sashimi, einem Algensalat, Bier und Sake gütlich taten.

06. Juli 2012

Irgendwann in der Nacht holte mich der Tag schließlich noch ein, wachte ich doch mit einem starken Gefühl der Übelkeit auf. Ich befürchtete schon, mir bei dem rohen Fisch etwas geholt zu haben. Aber die entsprechenden Begleitumstände fehlten völlig. Nach einigen halb durchwachen Stunden das Übelkeitsgefühl bekämpfend, diagnostizierte Johanna am Morgen „Kreislauf“. Das konnte ich mir erst nicht vorstellen, weil das Schwindelgefühl fehlte. Das stellte sich aber beim Gang am Frühstücksbuffet entlang ein. Das morgendliche Glas Sekt und Kreislauftabletten schufen aber schnell Abhilfe und so konnten wir einen gemütlichen Pooltag starten.

Abends wählten wir das Surf&Turf Buffet im El Parador. Da bekam ich endlich mal Fisch in Salzkruste, nämlich Lachs,. Außerdem gab es bei den Vorspeisen eine ganze Platte Flusskrebse, bei der ich mich aber beherrschte.


Zurück zum Anfang