Loro Parque

04. Juli 2012

Nachdem wir die Formalitäten zur Übernahme des Mietwagens erledigt und uns in dem VW Polo eingerichtet hatten, ging es los in den Norden der Insel. Ich hatte mich inzwischen davon überzeugen lassen, dass die Route über die Autobahn erst entlang der Südostküste bis Santa Cruz, dann hinauf zur Nordküste und diese schließlich wieder nach Westen bis Puerto de la Cruz zwar deutlich länger, aber auch sehr viel schneller wäre, als die kürzere der Westküste entlang (was sich in der Folgewoche bestätigen sollte). Bei unserem Ausflug zum U-Boot war mir bereits die etwas ungewohnte Verkehrsführung hier aufgefallen. Die Autobahnauf- und –abfahrten sind oftmals als große Kreisverkehre gebaut, die sich über oder unter der Autobahn über beide Seite derselben erstrecken. Schließlich waren wir dann aber auf dem Weg und fuhren in dem vorgeschriebenen 120 km/h Tempo gemächlich unserem Ziel entgegen. Die Übergänge von der TF1 zur TF2 und dann zur TF5 waren auch problemlos. Die TF2 ging dann ein gutes Stück den Berg hinauf, wobei sich zeigte, dass man bei einem 1,4l Polo deutlich öfter schalten muss, als wir das von unseren Autos gewohnt waren. Bei Puerto de la Cruz folgten wir der Ausschilderung zum Loro Parque. Mittlerweile war es kurz vor 11:00 Uhr und dementsprechend viel los war am Eingang. Leider hatten wir den Mietwagen erst um 09:00 Uhr bei der AVIS-Angestellten im Hotel übernehmen können.

Der Eingangsbereich ist wie ein Thai-Dorf gestaltet, was zunächst einmal hier auf den Kanaren befremdlich wirkte und auch nicht in Beziehung zu den Papageien und den anderen Tieren gebracht werden konnte. Wie wir mittags auf der Discovery-Tour, die wir hinzugebucht hatten, erfuhren, ging das auf einen Urlaub des Parkgründers Kiessling (der auch im Park wohnt) in Thailand zurück. Dort hatte er die Idee mit dem Dorf als neuen Eingangsbereich. Nun darf man wohl nicht einfach irgendwo ein Thai-Dorf nachbauen. Also setzte sich Kiessling mit dem thailändischen Königshaus ins Einvernehmen und durfte bauen. Was sich hier am Eingang zeigte, setzte sich überall im Park fort. Alles ist außerordentlich gut gepflegt, sauber und, wie wir uns auch bei der Discovery-Tour überzeugen konnten, auf bestem Stand der Technik.

Die nette Dame am Verkaufsstand der Discovery-Tour gab uns auch gleich noch ausführlich Tipps, in welcher Reihenfolge wir die Besichtigung und Shows machen sollten, um auch rechtzeitig zur Tour um 13:20 Uhr am Eingang zu sein. Unser Vorteil durch die Anreise mit dem Wagen war, dass wir bei den Shows auf die Nachmittagsausgaben ausweichen konnten, wo viele mit dem Bus angereiste Touristen schon wieder auf dem Weg ins Hotel sein würden.

Nach der obligatorischen Fotostation mit Papageien ließen wir die weitläufigen Gehege oder besser Landschaften der Gorillas und Schimpansen erst mal liegen, weil wir da nachmittags wieder sein würden. Sowohl bei den Gorillas als auch bei den Schimpansen handelte es sich um ausgesprochen große Exemplare, aber darüber später mehr.

Dem empfohlenen Plan folgend steuerten wir erst mal die Loro-Show an. Leider scheinen viele Besucher weniger an dem Hauptthema des Parks interessiert zu sein, als an den Seelöwen-, Delphin- und Orca-Shows. Nur so ist zu erklären, dass kaum jemand die zahllosen Volieren links und rechts der Wege beachtete. An fast allen Wegen im Park sind unter den schattenspendenden Bäumen und Büschen recht geräumige Metallvolieren angeordnet, in denen jeweils eine Art Papageien, Loris, Sittichen etc. untergebracht sind. Man hat dabei auch Wert darauf gelegt, zusammengehörigen Arten und Unterarten nebeneinander zu präsentieren und auf den Schautafeln auf die jeweils charakteristischen Merkmale hinzuweisen. Alleine damit hätte man viele Stunden verbringen können.

Die Loro-Show fand in einem etwas orientalisch anmutenden Theater statt und war ganz nett. Im Vergleich zu dem großen Amphitheater im Bird Park in Singapore mit seiner Papageienshow, fiel die hier leider deutlich ab.

Loro Parque
Junge Papageien in Erssatznestern

Nach der Loro-Show machen wir uns auf die Suche nach der Papageien-Aufzuchtstation. Davon hatten wir erst kürzlich einen Bericht im Fernsehen gesehen und waren gespannt, ob man den Besuchern einen Einblick geben würde. Die Aufzuchtstation war nicht so plakativ ausgeschildert und beworben, wie die anderen Attraktionen. Als wir sie dann aber fanden stelle sie sich für uns als eines der echten Highlights heraus. Das Gebäude ist mit großen Glasfenstern versehen, so dass wir das morgendliche Wiegen und die Fütterung der kleinen Papageien direkt miterleben konnten.

Loro Parque
Halbstarker Jungpapagei

Die kleinen Papageien, die aus vernachlässigten Gelegen oder Nestern stammen, werden in ihrer Größe angepassten Gefäßen untergebracht, die wiederum in den Regalen abgestellt sind. Für die ganz jungen gibt es hierfür auch entsprechende Brutkästen. Für die größeren wird die Bruthöhle durch große schwarze Tonnen ersetzt.

Loro Parque
Papageienbaby

Wir sahen ganz kleinen Papageien, die gerade mal vielleicht 10 cm groß und noch ganz nackt waren, aber auch schon größere Exemplare mit den ersten Federansätzen und auch solche, die schon ein fast ausgebildetes Federkleid hatten und auf einem Holzbrettchen sitzen konnten. Während eine der Angestellten die Kleinen wog und dabei auch die Besucher im Auge hatte, für die sie schon mal die Nestgefäße so drehte, dass man die Vögel fotografieren konnte, fütterte die andere die Jungvögel mit einer Spritze gefüllt mit Nährbrei. Leider waren die großen Exemplare in den schwarzen Tonnen nicht zu sehen. Einer der noch nackten Vögel hatte zuviel von dem Nährbrei im Kropf, der ihm wie eine dicke Kugel vor dem Hals hing. Das scheint öfters mal vorzukommen. Die Mitarbeiterin hatte nämlich eine Spritze mit einer gebogenen Metallkanüle zur Hand, mit der sie den überschüssigen Brei wieder durch den Rachen aus dem Kropf saugen konnte.

Neben dem Gebäude fanden wir weitere Volieren mit Jungvögeln auf ihrer nächsten Station zum Erwachsenwerden. Ein noch recht junger Vogel in einer der Volieren konnte noch nicht mal richtig schreien. Sein Krächzen klang noch ziemlich unbeholfen.


Zurück am Eingang ging es dann mit der Discovery-Tour los. Die deutsche Führerin war die ganze Zeit außerordentlich engagiert bei der Sache und kannte anscheinend nicht nur ihre Kollegen alle beim Namen, sondern auch die meisten Tiere. Hinter dem Gorillagehege schauten wir eine der Tierküchen an und bekamen auch erklärt, aus welchen Nahrungsmitteln die Kost gerade auch für die Affen sich zusammensetzt. Leider hatten sich die sechs Gorillas inzwischen in ihre Einzelzimmer zurückgezogen, so dass wir hier nicht mehr fotografieren konnten. Eine interessante Erklärung gab es für die Tatsache, dass es sich bei den Gorillas um eine reine Männergruppe handelt. Normalerweise leben Gorillas und andere Menschenaffen in Familienverbänden mit einem Männchen als Chef. Aufstrebende Jungmännchen fordern regelmäßig das Leittier heraus und unterliegen so lange dieses noch fit ist. Normalerweise müssen sie dann den Familienverband verlassen. Und eben solche Tiere, die in anderen Zoos das Nachsehen hatten, nimmt der Loro Parque auf.

Im Aquarium gab es als Besonderheit einen großen (Plexi-)Glaszylinder aus einem Stück. Die Fische darin seinen allerdings lediglich Futterfische. Und natürlich hat auch das Aquarium hier einen, allerdings recht kurzen Tunnel durch ein Becken mit Haien, Rochen und anderen Fischen.

Pinguine hatten wir bei den Aquarienbesuchen in den letzten Jahren auch schon oft gesehen, die Besonderheit hier ist aber, dass der Bereich der antarktischen Pinguine nicht nur landschaftsmäßig, sondern auch von den Temperaturen und den Lichtverhältnissen an die Heimat der Tiere angepasst ist. Das Gelände ist vollständig von Glas umgeben, wird doch das Innere permanent auf einer Temperatur um den Gefrierpunkt gehalten. Und weil es in der Antarktis gerade Winter war, war auch das Licht auf entsprechende Verhältnisse gedimmt! Bei den Pinguinen ging die Führung wieder hinter die Kulissen und wir hatten Gelegenheit die aufwändigen Maschinenräume der Anlage zu besichtigen, wo sich zahlreiche unterschiedliche Filteranlagen und die Wärmetauscher zur Kühlung aneinanderreihten. Auch hier fiel wieder der super Pflegezustand auf.

Letzte Station auf dem Rundgang war dann der Orca-Ocean, eine ziemlich neue Anlage mit gigantischen Wasserbecken und natürlich einem Show-Theater. Die Orcas sind Dauerleihgaben von Sea-World USA, auch das hier geborene Junge. Später am Beginn der Show gab es aber auch eine Filmeinblendung über die Rettung eines Orcas vor der niederländischen Küste in 2011, der nun auch im Loro Parque lebt. Die Tour führte uns in die Katakomben des Orca-Ocean, wo wir durch Glasfenster in die Becken schauen und die Orcas unter Wasser beobachten konnten. Da mittlerweile zahlreiche Gruppen unterwegs waren, wurde es aber langsam eng. Mit einem Blick auf den oberen Bereich der Becken und des Show-Bereichs endete dann die kurzweilige Tour.

Obwohl es die ganze Zeit bewölkt war, so dass einem die Wärme nicht so zusetze, waren wir erst mal reif für eine Pause. Wir verzichteten daher auf die Seelöwen-Show und suchten eines der kleinen Restaurants direkt neben dem Verkaufsstand der Loro Parque Foundation, wo wir noch Mitbringsel für unsere Patenkinder erwarben.

Inzwischen war es 16:00 Uhr und wir konnten uns die Plätze bei der Delphin-Show aussuchen. Auffällig hier war große Zahl Delphine und Trainer.

Loro Parque
Delphinshow
Loro Parque
Delphinshow

Neben dem Standardprogramm einer Delphin-Show gab es als Besonderheit eine Bootstour für ein kleines Mädchen. Das wurde, natürlich mit Schwimmweste, in ein kleines Schlauchboot gesetzt und dieses wiederum von einem Delphin in wechselndem Tempo kreuz und quer durch das Becken gezogen. Zum Abschluss durfte die Kleine auch noch Küsschen geben und Delphine streicheln.

Orca-Shows hatten wir noch keine gesehen, weswegen wir nach der Tour durch den Untergrund, wo wir die Tiere in ihren Becken hatten schwimmen sehen, recht gespannt auf die Show waren. Aber zunächst einmal gab es Vorprogramm. Hinter dem Becken und der Bühne für die Trainer, die nicht zu den Orcas ins Wasser gehen, gibt es eine riesige Videowand. Nach einer kurzen Vorwarnung spielte man dort die Live-Aufnahmen des Publikums ein und legte den aufgenommenen Personen zum Teil witzige Sprechblasen in den Mund. Auch wurde auf der Videowand die Geschichte des geretteten Orcas gezeigt. Später nutzte man die Wand, um das Geschehen im Becken live zu übertragen (mit Rückblende) und für die Untertitel der spanischen Erklärungen zur Show.

Bei der Show selbst machten drei der Orkas mit, wobei es immer wieder erstaunlich ist, dass die über drei Tonnen schweren Tiere nicht nur weit aus dem Wasser springen, sondern auch fast ohne Wasserspritzer wieder eintauchen können. Aber natürlich durften das „Große Eintauchen“ und das Schlagen mit der Schwanzflosse auch nicht fehlen. Dementsprechend hatten sich einige Leute in den allerersten Reihen auch mit Regencapes ausgerüstet, während andere Besucher den eindeutigen Hinweis auf die Splash Zone an ihren Sitzen wohl nicht ernst genommen hatten. Am Ende der Show blieben wir noch eine ganze Weile am Beckenrand stehen und beobachteten, wie sich die Trainer mit den Tieren beschäftigten.

Loro Parque
Orca räkelt sich am Beckenrand
Loro Parque
Orca Tanz

Vorbei an den Riesenschildkröten, dem Aligatorbecken, Erdmännchen und natürlich weiteren Volieren, kamen wir schließlich in den neuen Bereich der Ara-Voliere mit dem Treetop-Walk. Wir sind ja immer begeistert, in Singapore durch die Freiflug-Volieren zu laufen. Das hatten wir hier etwas vermisst. Die Ara-Voliere war zwar nicht sehr groß, aber dennoch gut gemacht. Für den Treetop-Walk musste man erst eine Treppe hinauf auf Baumhöhe. Obern ging es dann ein Stück durch die Bäume, inklusive Hängebrücke, bevor man wieder hinter stieg. Überall waren Futternäpfe aufgehängt, so dass man den fressenden Vögeln gut nahekam. Eine weißer Kakadu war allerdings zu scheu und flog immer zwischen den Bäumen hin und her. Auf einer der Plattformen versuchte aber ein rosa Kakadu (die mit dem grauen Rücken und der rosa Brust), eines der Seile durchzuknappern.

Damit ließen wir den Besuch ausklingen, auch wenn wir gerne noch länger hier geblieben wären. Besser wäre es allerdings gewesen, früher herzukommen. Inzwischen war es gerade in den Volieren recht dunkel und die Vögel schienen sich so langsam zum Schlafen vorzubereiten.

Über die Autobahn ging es wieder zurück Richtung Hotel. Leider war der Übergang zwischen den Autobahnen hier nicht so einfach, wie auf dem Herweg. Der Anschluss der TF2 an die TF1 war wohl noch nicht fertig gebaut, weswegen wir erst mal runter von der Autobahn und durch mehrere große Kreisel mussten, bei denen sich der Verkehr staute. Am letzten Kreisel verpassten wir den Ausgang zu Autobahn und mussten eine größere Schleife einlegen.

Wir fuhren dann gleich durch nach La Caleta und gingen in das Fischlokal, wo wir bereits am Wochenende waren. Heute ging ein recht kräftiger Wind, so dass es auf der Terrasse nicht ganz so angenehm zu sitzen war. Johanna nahm wieder eingelegte Sardellen und Pulposalat. Ich orderte Venusmuscheln nach Matrosenart (mit einer Tomatensoße) und Gueldes, kleine frittierte Fischchen. Anders als ich das von früheren Zeiten aus Italien kannte, waren die hier aber im Ganzen frittiert. Aber nur bei den etwas größeren machte ich mir die Mühe, den Kopf abzutrennen. Den Schwanz ließ ich eh immer weg.

Vor dem Verlassen des Lokals fragten wir den Kellner noch nach einer Tankstelle. Er zeichnete uns den Weg auf unserer Karte ein. Zum Glück interpretierte ich die Zeichnung um und wir fuhren direkt am Golfplatz entlang Richtung Autobahn, auf deren anderer Seite wir eine Tankstelle fanden.


Zurück zum Anfang