Warum hat es so lange gedauert?
Neun Monate hat es nun gedauert, die Aufnahmen der Australien-Rundreise auzusortieren, nachzubearbeiten, zu sortieren und zu dokumentieren. Natürlich waren es nicht neun Monate kontinuierliche Arbeit.
Immer wieder kamen Dienstreisen und andere, kleinere Projekte dazwischen. Aber dennoch eine lange Zeit.
Aussortieren und Nacharbeiten gehen Hand in Hand. Nach wie vor habe ich keinen konsequenten Workflow gefunden. Und so wechseln sich Aussortieren und Nacharbeiten einander ab, ohne dass es eine logische Folge gäbe. Es ist mehr eine Frage der Stimmung.
Einige der Bilder bearbeitete ich immer wieder nach, weil ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden war.
Ganz üble Kandidaten waren die Bilder der Skyline von Perth. Wir fuhren am zweiten Tag in Australien von Fremantle den Swan River hinauf nach Perth. Der Fluss verbreitert sich Richtung Perth immer weiter und sieht fast aus wie ein großer See. Der Himmel war an diesem Tag von einer geschlossenen dünnen Wolken- oder Dunstschicht bedeckt. Als wir uns Perth näherten, war es fast Mittag und die Sonne hinter den Wolken stand ziemlich hinter der Skyline. Also insgesamt nicht die besten Voraussetzungen für brauchbare Bilder. Entsprechend sah das Rohmaterial auch aus. Aber alles wegwerfen kam auch nicht infrage. Normale Nachbearbeitungsmethoden (zumindest die, die ich in Lightroom beherrsche) brachten nichts.
Dann versuchte ich es mit den Marmeladisierungs-Presets vom Kreativstudio Pavel Kaplun. Das ergab zwar interessante Ergebnisse, zufrieden war ich aber nicht. Viele der Hochhäuser am Flussufer haben recht blaue Glasfassaden. Die meisten der Einstellungen, die versuchen, dem grauen Himmel etwas blaue Farbe zu geben, intensivierten auch das Blau der Fassaden.
Farbveränderungen, die dem Wasser etwas grünliche Farbe gäbe, erwischten auch das Motorboot, das die große Wasserfläche im Vordergrund etwas aufbricht.
Erst die Filter von Luminar Flex ergaben schließlich ein ausgewogenes Bild. Ich frage mich jetzt nur, ob es nicht zu eintönig ist im Vergleich zu der marmeladisierten Variante.
Und tatsächlich. Einige Zeit später gab es ein weitere Video vom Kreativstudio Pavel Kaplun. Dort ging es um das Einfärben von Wasser und natürlich um den Austuasch des Himmels. Damit konnte ich dann endlich ein brauchbares Ergebnis erzielen.
Am gleichen Tag gab es weitere Problembilder. Auf der Rückfahrt nach Fremantle machten wir noch einen Stopp in Cottesloe, wo oberhalb des Strandes eine Reihe von Skulpturen einer temporären Kunstaustellung standen.
Die voluminösen Skulpturen ließen sich vor dem unruhigen Hintergrund mit Bäumen, Meer, Menschen, Autos und anderem nicht fotografisch freistellen.
Was also tun?
Bei dem Bär, der eine große Kugel rollt, entschied ich mich, das Bild praktisch auf die Spiegelung des Bären in der Kugel zu reduzieren.
Die beiden großen Lochscheiben ließen sich vom dann in schwarz-weiß konvertierten Hintergrund mit Hilfe der Spots in Silver Efex Pro der Nick-Collection trennen.
Die rote Schleife war besonders schwierig. Aufgrund des Lichteinfalls heben sich einige der Kanten und Flächen der Schleife nur schwach gegen den Hintergrund ab.
Die automatischen Auswahlwerkzeuge in Photoshop ergaben nur Teilerfolge. Handarbeit zur Erfassung der Schleife war mühselig. Aber schließlich konnte die Schleife aus dem Bild wegkopiert werden. Dieses wandelte ich dann in Graustufen und wand noch einen Unschärfefilter an. Dahinein setzte ich wieder die Schleife, bei der ich das Rot noch etwas verstärkte.
Bei unserem Ausflug zum Great Barrier Reef fuhren wir mit einem Semi-Sub-Boot. Diese Boote haben einen tief gehenden Rumpf mit Fenstern. Man sitzt in Fahrtrichtung und kann gut rechts und links die Korallenriffe und die Fische beobachten. Auch hier war das Rohmaterial der Bilder eher mäßig. Erste Verbesserungen konnten durch einen entsprechenden Weißabgleich erzielt werden. Bis aber an ansehnliches Bild daraus wurde, mussten noch diverse weitere Filter und Einstellungen herhalten.
Zum Glück sind aber auch eine Menge Bilder dabei, die man einfach so lassen kann. Hier fällt dann eher die Auswahl schwer.
Was dann auch lange aufhält, ist die Dokumentation der Bilder. Bereits meine Dias hatte ich vollständige numeriert und in einem selbst geschriebenen Datenbankprogramm erfasst. Das Programm aus dem Jahre 1994 verwende ich heute noch. Allerdings extrahiere ich die Daten zustäzlich in eine Access-Datenbank.
Die Dokumentation ist unterschiedlich aufwändig. Bei Landschaftsaufnahmen genügt in der Regel, neben Titel und Untertitel, die Angabe der Örtlichkeit. Aufwändiger wird es wenn Personen auf dem Bild zu sehen sind, deren Namen ich dann erfasse.
Bei historischen Objekten kommt dann der "Schöpfer" und das Entstehungsdatum dazu, was etwas Recherche im Reiseführer oder Internet erfordet.
Richtig schwierig wird es bei Architekturaufnahmen in Städten, wenn es sich um keine Sehenswürdigkeit handelt, oder bei Kunst im öffentlichen Raum. Dann sind erst mal Google Maps, oft mit Street View, gefragt, wobei die GPS-Koordinaten, die ich immer parallel über eine GPS-Logger erfasse, hilfreich sind.
Wenn das Objekt nicht direkt in Google Maps benannt ist, dann hilft Street View (sofern vorhanden), Hausnummern oder Beschriftungen am Gebäude zu identifizieren. Damit kommt man oft über eine Google-Suche zum Objekt.
Zum Glück ist in Australien vieles dokumentiert. Aber die Suche nach den Informationen zu einem Bild kann dann schon mal 10-15 min dauern.