Reiseroute in Australien


17. Tag, Montag, 18.03.2019: Auf nach Tasmanien!

Weiter geht es mit dem Reisebericht im Bus auf Tasmanien.

Der Morgen begann mit einigen Längen. Erst waren wir viel zu früh fertig und hingen noch eine Weile auf dem Zimmer herum.
Dann kam unser Bus nicht bei. Der hatte vor dem falschen Hotel gewartet. Schließlich standen wir am Gruppen Check-in herum und warteten, bis sich jemand um uns kümmerte. Bis zum offiziellen Boarding waren gerade noch 10 min übrig. Aber dann hatte die hereinkommende Maschine Verspätung. Da es sich um eine Turboprop handelte, wurden beim Boarding die Trolleys eingesammelt. Mit meiner Fototasche kam ich unbeanstandet durch, brachte sie aber nur noch meinen Vordersitz unter, weil die Gepäckfächer zu klein waren.
Der Flug nach Launceston dauerte keine Stunde, dennoch gab es Sandwitches und Getränke.
Von oben zeigte sich Tasmanien in der Zielgegend recht braun verbrannt. Die vielen Weideflächen waren jetzt im Herbst ziemlich braun.
Mit einem nagelneuen Bus fuhren wir Richtung Cradle Mountains und konnten nun auch aus der Nähe sehen, dass die Weiden sehr trocken waren. Teilweise wurden diese sogar bewässert. Bis Deloraine fuhren wir durch eine flache, allenfalls leicht hügelige Ebene, eben mit Weiden und dazwischen immer wieder Baum- oder Buschgruppen.
In Deloraine machten wir eine längere Versorgungspause. Auch dieses Städtchen wirkte wie aus der Zeit gefallen, gerade wegen der z.T. alten Stadthäuer und Hotels mit Schmiedeeisenveranda. Und dann aber auch Läden, deren Besitzer wohl aus der Hippie-Zeit übrig geblieben waren.
Nach einer neuen Ladung Hustensaft aus der Apotheke und Wasser und Knapperzeug im Supermarkt begaben wir uns auch zu dem Bottleshop. Unser Reiseleiter hatte vorgeschlagen, am kommenden Abend eine kleine Weinprobe zu veranstalten. Wir besorgten einen Rosé-Sekt und einen Pinot Noir aus Tasmanien.
Zum Schluss machte ich noch ein paar Aufnahmen vom Fluss mit einem Gebäude, das wie eine Mühle aussah. Auch den Arbeiter mit dem STIHL-Trimmer nahm ich auf, was der bemerkte. Ich erklärte ihm den Hintergrund für das Foto und er meinte, dass er einige STIHL-Geräte zu Hause habe.

Der zweite Teil des Reiseberichts entsteht am nächsten Morgen, als der Schreck darüber, dass ich mein Tablet im Bus vergessen hatte, etwas nachgelassen hat.

Die Straße wand sich in Schleifen und engen Kurven immer weiter in die Berge hinauf. In der Gegend konnte man sehr gut auch die Forstwirtschaft beobachten. Teilweise waren ganze Gebiete abgeholzt. An anderen Stellen sah man entsprechende Flächen mit jungen Eukalyptus-Bäumen in allen Stadien des Wachstums. Dazwischen auch immer wieder Weideflächen und Flächen mit abgestorbenen Bäumen, die sich überlassen bleiben. Eine Hochebene, durch die wir fuhren, machte etwas den Eindruck der Grindeflächen oberhalb des Mummelsees.
Die Strecke zum Cradle Mountain zog sich ziemlich hin. Vor uns fuhren zwei PKW, wobei der vordere übervorsichtig durch die Gegend schlich. Auf einer Geraden war es unserem Busfahrer zu bunt und er überholte beide PKWs. Danach ging es, zumindest auf den wenigen geraden Strecken, etwas zügiger voran.
Auf der Fahrt begleitete uns ein Stück auch die Aussicht auf den Mt. Roland, für den wir noch einen kurzen Fotostopp einlegten. Dabei bekam der Busfahrer ein paar graue Haare, weil einige aus unserer Gruppe die Straße überquerten, ohne groß auf möglichen Verkehr zu achten.
Schließlich kamen wir bei der Cradle Mountain Lodge an und es gab wieder etwas Aufregung. Das Haupthaus der Lodge beinhaltet, neben den Serviceeinrichtungen, nur ein paar Zimmer. Alle anderen sind als Reihenhütten weit über das Gelände verteilt. Und unsere Gruppe hatte Hütten zugeteilt bekommen, die eine kleinere Wanderung bedeutet hätten. Johanna also schnurstracks zur Rezeption und so lange insistiert, bis wir eine Hütte ganz in der Nähe des Haupthauses bekamen. Diese habe allerdings keinen Whirlpool, meinte der Mann an der Rezeption. Auf den konnten wir für die zwei Nächste verzichten.
Die Hütten sahen von außen eigentlich nach nichts aus, waren aber innen recht modern und neu eingerichtet. Und von unserer Terrasse zu dem kleinen See hinaus konnten wir das erste Wallaby beobachten.
Es war hier oben auf über 800 m zwar schon etwas kühler, aber selbst jetzt am späten Nachmittag nicht kalt. Dafür waren es im Zimmer über 24° C warm. Ich bemühte mich mit der (vermeintlichen) Fernbedienung der Klimaanlage und dem Deckenventilator.
Schließlich spazierten wir aber erst mal wieder zurück zum Haupthaus. Für 18:00 Uhr hatte unserer Reiseleiter einen kleinen Rundgang angeboten. Johanna blieb gleich in der Taverne (einem der beiden Restaurants der Lodge) zurück und der Rest der Gruppe machte sich auf den Enchanted Walk. Gleich neben der Lodge entdeckten wir zuerst einen Wombat, dem aber die vielen Touristen irgendwann zu bunt wurden und er deshalb Reißaus nahm und gleich darauf noch ein kleines Wallaby. Der Holzsteg führte mehr oder weniger entlang des Pencil Pine River durch den Wald und unser Reiseleiter nutze die Gelegenheit, entweder auf schon mal während der Reise gesehenen Bäume und Pflanzen hinzuweisen, uns Spielarten davon zu erklären oder auch in grundsätzliche Themen des Ökosystems einzuführen.
Gegen Ende sahen wir dann noch ein Wallaby und ein Pademelon, ein ganz kleines Wallaby.
Nach und nach trafen die meisten der Reisegruppe nach dem Rundgang in der Taverne ein. Johanna und ich aßen Chicken Wings (von denen ich noch ein paar abbekam, weil recht scharf) und einen ziemlich großen Burger.
Den Abschluss machten wir in der Devils Bar.
In der Nacht gab es nochmal Aufregung. Mir fiel ein Flackern im Zimmer auf. Tatsächlich brannte aus unerfindlichen Gründen Feuer in unserem Kamin. Der war nur ein getarnter Holzkamin, arbeitete tatsächlich mit Gas. Wir konnten uns nicht erinnern, den eingeschaltet zu haben. Erst nach Studium diverser Unterlagen im Zimmer kam ich darauf, dass die vermeintliche Fernbedienung der Klimaanlage tatsächlich die für den Kamin war. In der Nacht war die Temperatur im Zimmer unter die eingestellte Grenze gefallen und der Kamin hatte sich eingeschaltet. Kurze Zeit später war das Feuer wieder aus.

18. Tag, Dienstag, 19.03.2019: Cradle Mountain - Wildlife vor der Hoteltür

Am frühen Morgen, als ich meinen Rucksack umpacken wollte, bemerkte ich das Fehlen meines Tablets. Das hatte ich gestern während der Busfahrt in der Rückentasche des Sitzes stecken, weil ich ja Reisebericht teilweise während der Fahrt geschrieben hatte. In der Hektik des Aussteigens und weil ich während des letztes Stückes der Fahrt vorne saß, hatte ich nicht mehr daran gedacht. Den Bus würden wir erst wieder morgen sehen, wenn es überhaupt der selbe sein würde. Also werde ich unseren Reiseleiter bemühen müssen. Der versprach mir, eine E-Mail an den Agenten zu schicken, weil er keine Telefonnummer des Busfahrers habe. Es hieß also, bis morgen hoffen, wenn der Bus uns wieder abholen würde.
Nach dem Frühstück brachte uns ein Shuttle zum Lake Dove, der malerisch direkt vor dem Cradle Mountain liegt. Es war zwar noch ein klein wenig frisch, aber die Sonne kam schon durch und wie hatten bestes Licht. Der See selbst war spiegelglatt, wodurch sich die ganzen Berge und insbesondere der Cradle Mountain im Wasser spiegelten.
Der Weg um den See verlief größtenteils als Bohlenweg am Seeufer entlang oder etwas oberhalb am Hang. Nur manchmal war der Bohlenweg ausgesetzt. An mehreren Stellen unterbrachen wir unsere Wanderung, weil sich wieder neue und andere Ausblicke auf den See, den Wald und die Berge boten. Es war wirklich schwer, sich hier stattzusehen. Die Luft war zudem extrem klar, kein Dunst oder Nebel behinderte die Beleuchtung der Szenerie.
Zwischendurch legten wir noch eine kleine Picknickpause mit verschiedenen Nüssen und Trauben ein. Das angeblich ganz einfache Stück am östlichen Seeufer ging doch öfter mal hoch und runter, was schlecht für Johanna gewesen wäre. Dagegen war das westliche Seeufer weniger schwierig als angekündigt. Dort ragt eine Landzunge in den See hinein, die man quasi übersteigen musste. Von unserer Seite führte eine Treppenweg recht steil nach oben. Von oben aus führte der Weg aus gesichertem und gestuftem Schotter ein ganzes Stück wieder nach unten. Schließlich erreichte man das Bootshaus, das wohl aber auch nicht mehr genutzt wird und lediglich als Fotokulisse dient.
Und wieder ein paar Minuten später hatten wir den Parkplatz erreicht. Insgesamt 6.2 km ist der Rundweg lang und wir hatten dafür über drei Stunden benötigt. Es war ja aber nicht um Rekordzeiten gegangen, sondern darum, die Aussicht zu genießen und natürlich jede Menge Fotos zu machen.
Auf der Herfahrt gab es eine kurze Diskussion darüber, dass man den Weg zurück zur Lodge ebenfalls auf einem Bohlenwege laufen könne. Da es dabei stetig bergab geht, sollten die 7,5 km keine größere Schwierigkeit darstellen. Eine Weile lang überlegte ich mir das auch, aber als auch sonst niemand mit wollte, gab ich den Plan ebenfalls auf.
Zurück bei der Lodge sahen wir Johanna schon von weitem auf der Terrasse der Taverne sitzen. Einige aus der Gruppe gesellten sich dazu und wir sprachen eine Weile über das Erlebte.
Um 15:30 Uhr versammelte sich eine stark reduzierte Truppe um unseren Reiseleiter. Wir gingen durch das Flusstal hinüber zum Informationszentrum des Nationalparks, wo das Interessantesete eigentlich ein Modell der Gegend rund um den Cradle Mountain war. Daran schloss sich einer der kurzen Walk, der Rainforrest Walk an. Höhepunkt hierbei der Wasserfall fast am Ende der Runde.
Ich war zwar ziemlich müde, hatte aber keine Lust, schon wieder auf unser Zimmer zu gehen. Daher lief ich erst noch ein Stück den Cradle Mountain Walk, bis der stark anzusteigen begann.
Auf dem Rückweg sah ich noch ein Wallaby im Gebüsch verschwinden und zurück auf der Hauptstraße beobachtete ich eine Weile einen schwarzen Kakadu ganz oben in einem Baum. Immer noch nicht genug, lief ich den Enchanted Walk in umgekehrter Richtung und sah immerhin noch das Hinterteil eines Wombat, das gerade in seinem Bau verschwand. Ein Stück eines weiteren Walk führte mich auf eine Straße, über die ich direkt bei unserer Hütte landete.
Kaum wieder im Zimmer rief mich Johanna auf die Terrasse. Von dem kleinen Teich herauf marschierte ein Wombat direkt auf unsere Hütte zu und begann in einem Busch direkt vor unserer Terrasse Gras zu fressen. Nach einer ganzen Weile tauchte er auf der anderen Seite des Busches wieder auf und fraß sich durch das Gras an den Hütten entlang, ohne sich weiter um die Touristen um ihn herum zu kümmern.
Gegen 18:00 Uhr traf sich die Gruppe an einer Sitzgruppe beim Shop der Lodge zur Weinprobe. Aber erst einmal wurden wir wieder abgelenkt. Zwei Wallabys saßen direkt unter der Veranda und ließen sich von uns überhaupt nicht stören. Im Gegenteil, über die nächsten zwei Stunden hinweg hörten sie nicht wirklich auf, mit ihren Knopfaugen zu uns hoch zu schauen und zu betteln.
Eine weitere Unterbrechung erfuhr die Weinprobe, als jemand ein paar Wombats auf der anderen Seite entdeckte, was ebenfalls für großes Hallo sorgte.
Aber all das tat dem eigentlichen Grund unseres Zusammentreffens, nämlich der Weinprobe, keinen Abbruch. Eine stattliche Anzahl an Flaschen standen bereit. Wir hatten zwei Sekte, zwei Weißweine, zwei Rosés und drei Rotweine zur Auswahl. Bis auf einen Rosé und einen Rotwein probierten wir alles andere durch. Und das mit sehr guten Ergebnis. Lediglich der eine Rosé stieß auf wenig Verständnis. Zwar gab es Favoriten in die eine oder andere Richtung. Aber insgesamt hatten wir einen treffsicheren Einkauf hingelegt. Unser Reiseleiter schuf dazwischen noch mit verschiedenen Crackern Abwechslung und wir fachsimpelten über passende Gerichte zu den Weinen, deren Eigenschaften und alles, was eben bei einer Weinprobe Spaß macht.
Nach dem wirklich sehr gelungenen Abend trafen sich die meisten noch in der Taverne zu einem späten Abendessen und einem Schlummertrunk.

19. Tag, Mittwoch, 20.03.2019: Nach Hobart

Am Morgen im Bus Richtung Hobart geht es weiter. Mein Tablet war genau da, wo ich es vorgestern im Bus vergessen hatte.

Über Nacht hatte es geregnet und auch am Morgen war die Wolkendecke geschlossen. Ob das Wasser von oben ausflockender Nebel oder Nieselregen war, war nicht so ganz klar. Jedenfalls hatten wir gestern bei unserer Wanderung tatsächlich das absolute Kaiserwetter gehabt.
Wir fuhren nur ein paar hundert Meter zur Tierpflegestation mit Tasmanischen Teufeln und Quolls. Der Tasmanische Teufel ist ein Allesfresser, aber hauptsächlich Jäger und Aasfresser und lebt alleine ohne ein Territorium. Leider ist die Population bedroht durch eine Krebserkrankung, die sich nicht viral, aber durch Kontakt verbreitet. Und da sich die Tasmanischen Teufel bei Begegnung gerne mal kappeln, führt das zu einer weiteren Verbreitung der nicht-heilbaren Krankheit. In der Tierpflegestation betreibt man ein Populationsmanagement. Gesunde Tiere werden quasi in Quarantäne gehalten und gezüchtet. Durch ihren angeborenen Jagdinstinkt und die Lebensweise ohne Territorialanspruch können die Tiere einfach ausgewildert werden. In den Gehegen tummelten sich mehrere Generationen Jungtiere. Die erwachsenen Tiere können bis zu 12 kg schwer werden. Die Tiere sehen eigentlich ganz putzig aus, wen sie aber das Maul öffnen sieht man die langen spitzen Reißzähne!
Ebenfalls gezüchtet werden in der Station der Gepunktete Quoll und der Eastern Quoll. Das sind kleinere Verwandte des Tasmanischen Teufels, ebenfalls Jäger und bei uns eigentlich völlig unbekannt. Chris, einer der Mitarbeiter der Station, führte uns durch das Gelände und vermittelte jede Menge interessanter Informationen zu den Tieren, dem Ökosystem und den Gefährdungen, ebenso wie über das Management der Populationen. Das war außerordentlich spannend, weil es einen Bereich der Ökologie betraf, mit dem man sonst nichts zu tun hat und auch bei uns nicht so bekannt ist. Über Aktivitäten zur Rettung der letzten Menschenaffen oder bestimmter Papageienarten gibt es bei uns recht viele Informationen. Aber wer hat schon mal was von einem artenbedrohenden Krebs bei Tasmanischen Teufeln gehört?
Weiter ging nun die Fahrt die Berge hinunter auf wieder recht kurviger Straße.
Nachdem wir die Berge mehr oder weniger verlassen hatten kam auch die Sonne wieder etwas raus, wobei die Bewölkung nach wie vor ziemlich dicht blieb.
In dem kleinen verschlafenen Nest Sheffield machten wir einen weiteren Halt. Hier gab es wohl vor einiger Zeit eine Art Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden". Seitdem findet man überall die sog. Murals, Wandmalereien an den Geschäften und Privathäusern. Das sind nun keine großen Kunstwerke, aber die Bilder erzählen in naiver Malerei einfach Alltagsgeschichten der Menschen hier. Unser erster Weg führte aber in einen Laden, der zwar erst mal den Anschein eins Kleidergeschäftes machte, tatsächlich aber eine Vielzahl an Souvenirs aus tasmanischen Holz anbot. Da deckten wir uns mit diversen Mitbringseln ein. Langsam war es dann wohl doch an der Zeit, unsere Reisetasche in Betrieb zu nehmen.
Auf dem weiteren Weg zu unserem nächsten Stopp in Elizabeth Town wurden die Hügel langsam flacher und die Landschaft wurde wieder durch Weidewirtschaft bestimmt.
In der Bäckerei bei Elizabeth Town, wohl eine Institution hier, machten wir eine erste kleine Mittagspause mit Kaffee, einer Sausage Roll für mich und einer Art dicker Quiche für Johanna, von der ich auch noch einen Teil abbekam. Hoffentlich wäre noch Platz für die Scallop Pie in Ross.
Ross erreichten wir gegen 14:00 Uhr. Das Örtchen liegt inmitten der Weiden auf sanften Hügeln und macht mit seinen in beige gehaltenen Häuschen, Kirchen und dem Kolonialhotel einen schmucken Eindruck. Hier gab es ursprünglich ein Frauengefängnis und damit Wollproduktion. Heute noch findet man deshalb eine Art Wollmuseum. Zu der Bäckerei mit den Scallop Pies schafften es nur unser Reiseleiter in Fortbildung und ich, wobei er einen anderen Pie nahm. Der Scallop Pie hatte so etwa 10 cm Durchmesser und war satt mit kleinen Jakobsmuscheln in einer cremigen grünen Currysoße gefüllt. Sehr lecker, aber auch sehr mächtig. Eigentlich hätte ich danach durchaus einen Schnaps vertragen.
Fast schon in Hobart machten wir noch ein Stippvisite beim MONA (Museum of Old and New Art). Das Museum, das nach unten in den Hang gebaut ist, konnten wir aus Zeitgründen nicht besichtigen, aber die anderen Gebäude und Installationen rund um das Museum boten auch ein paar interessante Dinge. Bemerkenswert etwa ein fast lebensgroßer Sattelschlepper mit Betonmischer auf dem Trailer. Das Ganze aber aus Schmiedeeisenelementen, die scheinbar von Kirchen, Kathedralen oder Schmiedeeisenpavillons zu stammen schienen. Der Eingangsbereich ist metallisch verspiegelt. Der Tennisplatz vor dem Eingang, der an dieser Stelle völlig sinnlos wirkt, war wohl explizit dazu angelegt worden, um eine entsprechende Spiegelwirkung im Eingang zu erzeugen. Insofern bot auch der Kurzaufenthalt eine Reihe Fotomotive.
Im Hotel angekommen checkten wir nur kurz ein und begaben uns dann mit unserem Reiseleiter auf einen Mini-Rundgang entlang des Hafens rüber zum Salamanca Platz. Dort waren alte Hafengebäude modernisiert und zu diversen Läden, Restaurants usw. umgebaut worden.
Wir füllten im Supermarkt nur unsere Sprudel-Vorräte auf und wollten noch in dem Feinkostladen "Wursthaus" nach Tasmanischem Pfeffer schauen. Der hatte allerdings bereits geschlossen.
Auf dem Rückweg schlossen wir uns, wie fast schon üblich mit L+C zusammen und steuerten das Lokal Mures Upperdeck am Hafen an. Tatsächlich bekamen wir noch einen Tisch und ließen es uns gut gehen. Johanna und ich teilten uns eine Portion Austern in Tempura. Johanna nahm als Hauptgang die Rinderbäckchen und ich den Tasmanischen Lachs. Dazu kam bei mir ein Sauvignon Blanc aus dem Tamar Valley (aus der Gegend hatten wir gestern schon den Pinot Noir bei der Weinprobe).
Den Rest des Abends verbrachten wir dann plaudernd in der Hotelbar.

20. Tag, Donnerstag, 21.03.2019: Gefängnisruinen Port Arthur

Am Abend dieses Tages komme ich jetzt endlich dazu, mit dem Reisebericht weiter zu machen.

Heute hatten wir den ersten richtigen Schlechtwettertag. Der Himmel war komplett zu und es war zudem recht kühl.
Die Tour an diesem Tag ging ein Stück weg von Hobart nach Port Arthur. Auf dem Weg dahin durchquerten wir eine durchaus interessante Landschaft. Das Land war zwar ähnlich wie sonst teilweise Weideland, teilweise kleine Wäldchen oder Buschland. Aber dazwischen schoben sich immer wieder größere Wasserflächen. Die Straße machte sich nicht immer die Mühe, diese zu umrunden, sondern verlief auf Dämmen direkt über das Wasser der Buchten. Eigentlich sieht man nur auf der Landkarte, wie Land und Buchten hier verschränkt sind.
Einen Zwischenstopp legten wir oberhalb der Küste mit einem sehr schönen Blick auf die Pirates Bay ein. Da zeigte sich auch ein wenig Sonne zwischen den Wolken, aber die Küstenlinie und die Felsformationen weiter entfernt verschwanden im Nebel.
Port Arthur stellt einen richtigen touristischen Brennpunkt im sonst beschaulichen Tasmanien dar. Nicht nur zahlreiche Busse, PKWs und Wohnmobile belegten die Parkplätze. Auch ein kleineres Kreuzfahrtschiff, die Noordam, lag in der Bucht und spuckte regelmäßig Besucher an Land.
Das weitläufige Gelände machte erst einmal nicht den Eindruck eines Gefängnisses. Stattdessen eine weitläufige Parklandschaft mit schmucken renovierten Cottages der Gefängniskommandanten und Offiziere und zahlreiche, eher wie Veduten wirkende Ruinen.
Nun stellt das heutige Bild kaum die Situation dar, wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. war. Das wurde schnell anhand der Fotografien klar, die an den zahlreichen Informationspunkten zu sehen waren. Port Arthur war nicht einfach ein Gefängnis gewesen, sondern letztlich eine Siedlung mit einem Wirtschaftsbetrieb, der sich der Arbeitskraft der Strafgefangenen bedient hatte. Eine Schiffswerft, Holzwirtschaft, aber wohl auch Bergbau waren betrieben worden.
Nach einem schnellen Gang durch die zentrale Parkanlage hinauf zur Ruine der Kirche, die eines der Wahrzeichen Tasmaniens ist, mussten wir auch schon wieder zurück zur Bootsanlegestelle.
Eine kleine Rundfahrt durch den sehr tiefen Naturhafen bot nicht nur, allerdings durch Nebel und Nieselregen getrübten Blick auf das Gelände, sondern auch auf die vorgelagerten Inseln und Landzungen. Auf einer waren die Kinder untergebracht gewesen. Dies waren mitnichten Kinder von Strafgefangenen, sondern Kinder, die man ebenfalls wegen irgendwelcher Vergehen verurteilt hatte. Um sie z.T. im Alter von nur sieben Jahre deportieren zu können, war in England eigens das Gesetz geändert worden. Positiv bleibt vielleicht anzumerken, dass man die Kinder getrennt von den anderen Verurteilten untergebracht und auch in gewisser Hinsicht ausgebildet hatte.
Eine kleine Insel in der Hafenbucht war der Friedhof, auf dem sowohl die verstorbenen Verurteilten, als auch Angehörige der freien Bewohner begraben liegen. Bei den Verurteilten wurde die Anonymisierung so weit getrieben, dass man ihnen sogar Hinweistafeln oder Grabsteine verweigerte.
Zurück an Land marschierten wir hinauf zum Haus der Kommandanten. Dieses war in späteren Jahren tatsächlich auch als Hotel benutzt worden. In einem Raum konnte man die Geschichte der verschiedenen Gefängniskommandanten nachlesen. Manche hatten es nur kurze Zeit ausgehalten. Einer aber sogar fast 25 Jahre.
Interessant, dass zwar das Leben und Wirken diverser Menschen hier thematisiert wird, aber nicht das Einzelschicksal der Gefangenen. Lediglich einige Fotografien von Verurteilten sind dargestellt, aber mehr als das Ergebnis der Freizeitbeschäftigung eines Kommandanten.
Das Wachpersonal war in einer kleinen großzügig verzierten Festung mit Rundturm untergebracht gewesen. Von da fällt der Blick hinunter auf das Hauptgebäude des Gefängnisses, wo etwa 500 Verurteilte untergebracht gewesen waren.
Nach einer Mittagspause schauten wir noch das damals hochmoderne Separate Prison an, das sorgfältig restauriert ist. Von einem Zentralbau gehen drei Flügel mit Einzelzellen ab. In diesen Einzelzellen verbrachten die Gefangenen 23 Stunden des Tages ohne Kontakt zur Außenwelt. Ein einzelner Wächter konnte von seinem Platz im zentralen Bau mühelos alle Zellen überwachen. An der vierten Seite befindet sich die Kapelle. Die erinnerte mich an einen alten Hörsaal (wie etwa in Padua) mit den schmalen aufsteigenden Reihen. Nur dass hier die Gefangenen in engen Boxen gestanden hatten, so dass sie nur nach vorne auf die Kanzel schauen konnten, aber ihre Mitgefangenen nicht sahen.
Zwischen den Flügel, waren schließlich noch die Bereiche für den "Freigang" angeordnet, schmale Kreissegmente mit hohen Mauern, die sicherlich kein Gefühl von Freigang aufkommen ließen. Und dann gab es auch noch den Raum für die Dunkelhaft mit ganz dicken Mauern, so dass alle Sinneswahrnehmungen abgeschnitten waren, was man auch heute noch nachvollziehen konnte.
Mit diesem Gefängnis hatte man nicht nur eine Einrichtung zur effizienten Überwachung der Gefangenen geschaffen (ich meine, das Bruchsaler Gefängnis ist das ähnlich aufgebaut, zumindest vom Ursprung her), sondern nutzte auch neuste Erkenntnisse der Psychologie, um die Verurteilten nicht mehr physisch, sondern psychisch zu foltern.
Die ganze Anlage hinterlässt damit einen sehr zwiespältigen Eindruck.
Auf dem Rückweg nach Hobart hielten wir nochmal an einem Aussichtspunkt auf der anderen Seite der Pirates Bay. Der Tasman Arch und die Devils Kitchen sind zwei erodierte enge Einbuchtungen in der Steilküste und nur durch schmale Einschnitte mit malerischen Bögen darüber vom Meer getrennt. Es war gerade Ebbe, so dass man das Schauspiel, wenn das Wasser in die engen Kessel drängt, nicht sehen konnte.
Auf dem ersten Teil des Weges zurück nach Hobart beobachtete ich etwas die Wohnbebauung auf dem Land. Die stellte sich als ziemlich wilde Mischung dar. Einerseits kleine Häuschen, fast schon Hütten, die nicht danach aussahen, als wollte man darin freiwillig leben oder auch nur sein Wochenende verbringen. Neben diesen Bruchbuden aber auch wieder nette Häuser, sowohl ganz modern, als auch etwas im Kolonialstil mit schön angelegten Gärten. Ein solches Nebeneinander kennt man aus unseren Gegenden nicht.
Den Rest des Weges zurück nach Hobart verschlief ich dann.
In Hobart angekommen drehte der Bus noch eine kleine Runde durch die Stadt und insbesondere zum Battery Point, einem Hügel mit einem Wohnviertel aus netten kleinen Häusern, fast schon Villen, hauptsächlich auch in einer Art Kolonialstil.
Johanna und ich luden nur unser Gepäck kurz im Hotel ab und spazierten zurück zur Salamanca Place, wo wir erst einmal im "Wursthaus" Tasmanischen Pfeffer und Honig einkauften.
An der Ecke zu den renovierten Hafenlagergebäuden ließen wir uns zu einem Bierchen bzw. Weinchen nieder und überlegten, wo wir später essen gehen wollten. Johanna war von der Speisekarte des Drunken Admiral nicht so begeistert. Wenig später gesellten sich L+C zu uns. Dabei erwähnte C, dass es ein Restaurant mit Holzkohlegrill ein Stück weiter gäbe. Das suchten und fanden wir auch. Tatsächlich bestand die Küche z.T. aus einem riesigen Holzkohlegrill.
Schwerpunkt der Speisekarte waren deshalb auch eher Steaks, wovon Johanna eines bestellte. Als Vorspeise wollte sie eigentlich Tomatensuppe, die war aber aus und die Kartoffelsuppe ließ sie zurückgehen und nahm stattdessen die Hähnchenpaté. Ich bekam erst einmal überbackene Jakobsmuscheln und dann gegrillte Ocean Trout. Dabei handelte es sich um eine Lachforelle, ziemlich groß und sehr saftig.
Der Abend klang dann wieder in der Hotelbar aus.

Weitere Informationen

In diesem Abschnitt gibt es Zusatzinformationen zu den Reisezielen.

Ortsangaben

Findet die Reiseziele in Google Maps mit Plus Codes.

CW3H+X4 Cradle Mountain, Tasmanien, Australien

FMG5+J9 Deloraine, Tasmanien, Australien

FMG4+9W Deloraine, Tasmanien, Australien

CW3H+MJ Cradle Mountain, Tasmanien, Australien

8XX6+WH Cradle Mountain, Tasmanien, Australien

CW5M+X3 Cradle Mountain, Tasmanien, Australien

J88G+V9 Sheffield, Tasmanien, Australien

GHP6+8Q Elizabeth Town, Tasmanien, Australien

XFCV+32 Ross, Tasmanien, Australien

57Q6+49 Berriedale, Tasmanien, Australien

489M+MF Hobart, Tasmanien, Australien

489M+3H Hobart, Tasmanien, Australien

2W3M+5H Eaglehawk Neck, Tasmanien, Australien

VV32+M5 Port Arthur, Tasmanien, Australien

XX52+4C Eaglehawk Neck, Tasmanien, Australien

487J+5J Hobart, Tasmanien, Australien

487M+6V Battery Point, Tasmanien, Australien