Etappe 1: Haibach - St. Englmar/Glashütt

Freitag, 19. September 2014

Ich war schon sehr früh wach gewesen und hatte mich über Stunden zum Schlaf gequält. Und dann ging mein Wecker wieder mal eine Stunde zu früh los. Irgendwann werde ich meine neue Uhr doch noch zu beherrschen lernen.

Nach dem offiziellen Aufstehen versuchte ich endlich System in meine Gepäckorganisation zu bringen. Als dies schließlich halbwegs gelungen war, ging ich zum Frühstück. Das war ganz ok mit allem, was ich bei einem normalen Frühstück brauche. Schließlich deponierte ich meinen Koffer und meine große Tasche im Gastraum und machte mich auf den Weg.

Etappe 1

Dank der Google-Maps-Vorbereitungen fand ich den Weg aus dem Ort und zum Goldsteig-Zubringer recht schnell. Erst langsam dämmerte es mir, dass ebendieser Zubringer nicht einmal in Elisabethzell zu Ende war. Durch den Ort hindurch stieg der Weg recht steil an und mündete dann bei der Hansl Hüttn auf den Goldsteig.

Haibach
Wiesenstück bei Haibach

Gleich zu Beginn hatte ich so meine Probleme mit der Wegmarkierung. Der Weg verlief entlang einer Wiese den Hang hinauf und nur auf halber Höhe gab es eine Markierung. Wo sollte es von da aber weiter gehen? In den Wald? Oder weiter die Wiese entlang? Ich entschied mich für die Wiese und entdeckte schließlich oben eine Bank und endlich auch wieder ein Wegezeichen.

Die Markierung in Elisabethzell mit der Verzweigung war dann aber recht eindeutig.

Hansl Hüttn
Mittagsrast bei der Hansl Hüttn

Nachdem ich inzwischen fast zwei Stunden unterwegs gewesen war, entschied ich mich für einen Stopp in der urigen Hansl-Hüttn. Die war gerade am öffnen und ich orderte erst mal einen großen sauren Radler. Irgendwie hatte ich Appetit und bestellte zu meinem zweiten Radler noch eine Wammerl-Sulze. Die kam in einer für mich ungewohnten Art daher. In einem tiefen Teller lagen mehrere Scheiben Wammerl. Der Teller war gefüllt mit Sülze und etwas Gemüse. Ungewöhnlich, aber nicht schlecht.


Von der Hütte verlief der Weg erst mal wieder in das Tal. Bei Vornwald musste ich die Abzweigung verpasst haben und kam schließlich an der Landstraße an. Keine Spur eines Wegezeichens. Meine Tracks erzählten etwas von einer rechten Bushaltestelle, von der aus es weiter gehen sollte. Tatsächlich hatten wir da Bushaltestellen, aber sonst nichts. Ich lief den Weg an der Wiese entlang. Erst mehrere Hundert Meter später kam mir das Ganze doch komisch vor und ich konsultierte erneut die Tracks auf meinem Navi. Die zeigten eindeutig, dass ich auf dem falschen Weg war. Also wieder zurück und die Landstraße hinunter. Da gab es nochmals Bushaltestellen! Und auch wieder Wegezeichen. Von hier aus ging der Weg recht steil aufwärts Richtung Käseplatte. Nachdem ich wieder eine kleine Straße überquert hatte, entschied ich mich endgültig, die Jacke, die ich nur wegen der diversen Utensilien trug, wegzupacken. Bereits hier waren mir tiefe Reifenspuren aufgefallen. Tatsächlich wurde der Weg ein kurzes Stück weiter wegen Baumfällarbeiten umgeleitet und führte mitten durch den Wald.

An dieser Stelle muss einmal erwähnt werden, dass der Weg insgesamt deutlich schwieriger war, als was ich im Schwarzwald kennengelernt hatte. Der Wald selbst ist auch deutlich weniger industrialisiert als im Schwarzwald. Teilweise waren die Wege kaum als solche zu erkennen. Und der Wald kommt deutlich urtümlicher daher.Die Orientierung wurde damit etwas erschwert, aber grundsätzlich war das hier deutlich mehr Wald-Erlebnis.

Der Weg wurde immer steiler, wurzeliger und steiniger. Aber schließlich war es geschafft. Ein kleiner Abzweig führte zum Gipfelkreuz der Käsplatte.

Käsplatte
Bayerischer Wald westlich der Käsplatte
Käsplatte
Roman am Gipfelkreuz der Käsplatte

Von dort aus war der Weg nach unten in die Senke bei Hinterwies recht angenehm. Und in der Ecke standen auch mehrere Gasthöfe zur Auswahl. Ich entschied mich schließlich für den Berggasthof Hinterwies direkt bei den Ski-Abfahrten und gönnte mir ein Weißbier. Inzwischen waren Wolken aufgezogen und es wurde etwas kühler. Also wieder die Jacke an. Der Weg zum Pröller führte entlang einer Skiabfahrt steil bergauf. Nach einem letzten Stück im Wald war auch dieses Gipfelkreuz erreicht.

Bergkette
Die Bergkette mit dem großen Arber
Pröller
Am Gipfelkreuz des Pröller

Von dort aus verlief der Weg stetig bergab, aber in einer relativ sanften Weise. Entlang des Weges waren verschiedene Figuren aus Holzstämmen aufgestellt. Auch diverse Sinnsprüche zierten die Bäume. Und der Verkehr auf dem Weg wurde etwas lebhafter.

Schließlich war die Staatsstraße bei St. Englmar erreicht, aber noch lange nicht das Ziel. Die Wegbeschreibung zum Buglhof und die entsprechende Google-Maps Wegbeschreibung sahen völlig unkritisch aus. Allerdings verlief der Weg mit ziemlichem Gefälle entlang einer Wiese nach unten. Das schaffte mich dann doch etwas zum Schluss. Auch die Aussicht, dass ich die ganze Strecke morgen wieder hinauf musste.

Der Buglhof machte von außen einen ziemlich guten Eindruck. Auf der Suche nach der Rezeption sprach mich ein Mann in Koch-Outfit direkt mit Herrn Kuhn an und stellte sich als Herr Bugl vor. Er brachte mich auf mein Zimmer, wo mein Gepäck bereits den größten Teil der Freiflächen beanspruchte. Offensichtlich entsprachen nicht alle Zimmer dem äußeren Eindruck der Pension. Immerhin gab es hier einen Fön, aber auch keine Seife! Und nach dem Aufklappen meines Koffers war der Weg von der einen zur anderen Seite des Zimmers versperrt.

Die Pension warb mit einem Wellness-Bereich, den ich mir nach einer Dusche anschaute. Tatsächlich war der Wellness-Bereich komplett neu. Also wieder nach unten und nach Bademantel und Handtüchern gefragt. Die bekam ich wieder vom Chef persönlich gegen eine Gebühr von 5,- €. Die einzige andere Besucherin des Wellness-Bereiches mit Aroma-Dampfsauna, Bio-Sauna, Finnischer Sauna, Infrarotkabine, Wärmeliege etc. verließ den Bereich, während ich noch in der Dampfsauna saß. Alle Saunen waren relativ kühl. Da hatte ich während des Tages schon mehr geschwitzt. Außerdem hatte ich immer noch ziemlichen Durst und das Quellwasser aus dem Löwenbrunnen im Raum half auch nicht wirklich. Aber sonst war der Wellness-Bereich schon ziemlich gut.

Bei den Wegen zwischen meinem Zimmer, dem Erdgeschoss und dem Wellness-Bereich sah ich einige offen stehende größere Zimmer. Die hatten ein Mehrfaches der Fläche meines Zimmerchens, waren aber wohl den richtigen Urlaubsgästen vorbehalten.

Also dann doch in die Gaststube und helles Bock, Leberknödelsuppe und Bugls Leckerli bestellt (Schweinefilet auf Spätzle mit Schinken und Käse überbacken).

Während in der Pension gestern nur wenige Gäste waren, war der Buglhof recht gut gefüllt. Meistens Paare in den Sechzigern und aufwärts. Aber auch Paare in unserem Alter oder sogar etwas jünger, viele mit Halbpension. Offensichtlich gab es auch zahlreiche Stammgäste. Der Wirt war allgegenwärtig. Auf den Tischen lagen Blätter mit Begriffen in bayerischem Dialekt. Irgendwann bat der Wirt alle in den Wintergarten zur Auflösung, wobei er die Gäste, die mitmachten, die Begriffe mehrfach aussprechen ließ. Auch sein Vater war wohl nicht wegzudenken und war stets um die Gäste bemüht, machte Witzchen und sah nach dem Rechten, wenn auch scheinbar schon recht gebrechlich.

Das war schon ein seltsames Ambiente, das ich so von unseren sonstigen Urlauben nicht kenne.

Als ich so bei meinem zweiten oder dritten hellen Bockbier war und meinen Reisebericht schrieb, sprach mich Herr Bugl auch auf die Auflösung des Bayerisch-Deutsch-Rätsels an und nahm dabei verwundert zur Kenntnis, dass ich meinen Laptop bei der Wanderung dabei hatte. Ja, und zwei Telefone, ein Tablet und ein eBook-Reader. Aber völlig ausgebremst mangels Netzversorgung. Selbst über den mobilen Hotspot ließ sich während der ganzen Tour nicht viel ausrichten. Immerhin gab es hier im Foyer des Hotels einen kostenfreien WLAN-Hotspot. Aber der reichte nicht bis in das Restaurant wenige Meter weiter. Immerhin konnte ich dort noch nach dem Ergebnis der Abstimmung in Schottland schauen.

Es ist schon eigenartig wie sehr man sich auf das Vorhandensein wenigstens irgendeiner Internet-Verbindung verlässt. Und wie wenig man hier in der Gegend einen solchen Service für relevant hält. Das mag zwar für viele der heutigen Gäste noch zutreffen. Aber was ist mit den nachfolgenden Generationen? Immerhin wollen die Gastronomiebetriebe in der Region doch auch in Zukunft Gäste anlocken. Und die jüngeren Generationen (und in Relation zu den aktuellen Gästen zähle ich mich da schon dazu) sind es doch einfach gewohnt, quasi eine Dauer-Internetverbindung zu haben. Und sei es auf einem Wanderurlaub. Ähnliches gilt für Zahlungsmitteln. Mein Versuch, mit EC-Karte zu bezahlen, wurde mit „Das muss der Chef machen“ beantwortet. Immerhin, in den nächsten Pensionen war es gar nicht möglich. Auch das etwas völlig Unverständliches. Gewohnt, in anderen Ländern selbst geringste Beträge mit Kreditkarte zu bezahlen, lässt einem die Rückständigkeit, was Zahlungsmittel betrifft, nur den Kopf schütteln.

Zum Glück hatte ich Bargeld mitgenommen. Aber wenn das so weitergeht, muss ich mir einen Geldautomaten suchen.

Aber genug gemeckert. Der Buglhof war im Nachhinein sicherlich das insgesamt beste Haus. Das Essen war jedenfalls sehr gut. Aber leider doch noch eines. Die Frau des Paares am Nachbartisch, offensichtlich Pensionsgäste, bekam Pangasius. Warum nur muss man immer noch diesen unsäglichen Zuchtfisch anbieten?

Zurück zum Anfang

Offizielle Etappenangaben

Etappe 15 S
Konzell - St. Englmar
17 km
1028 Höhenmeter

1. Wanderetappe
Haibach - St. Englmar/Glashütt
17 km
790 Höhenmeter

Eigene Statistik

Distanz: 20.73 km
Zeit: 7:37 Stunden
Duchschnittliche Geschwindigkeit: 2,77 km/h
Anstieg gesamt: 1144 m
Abstieg gesamt: 767 m
Minimale Höhe: 436 m
Maximale Höhe: 1044 m

Etappe 1