Etappe 3: Gotteszell - Lalling

Sonntag, 21. September 2014

Am Morgen beim Frühstück war ich noch optimistisch, dass das Wetter vielleicht doch halten könnte. Also beließ ich es bei der bisherigen Ausrüstung.

Als ich aufbrach, sah ich das Gepäck des anderen Gastes auf dem Gang stehen. Wohl auch ein Wanderer, aber der kam mit einem mittleren Trolley aus…

Etappe 3

Bereits kurz nach dem Verlassen des Gasthofes musste ich mich unterstellen. Und dann in Grub ging der Regen erst richtig los. Nach einigen Minuten Unterstellens blieb mal wieder keine Wahl, als den Regen-Verschlusszustand herzustellen. Eigentlich war das nicht nur unangenehm, sondern schade. Führte der Weg doch erst mal an einem Bach entlang und ab Wühnried durch den Wald. Wieder wechselten die Wege ab. Mal Waldpfad, mal Forstweg, mal Waldweg. Nur der Regen ließ nicht nach. Irgendwann hatte ich dann das Gefühl, dass mein Rücken nass wurde, und zwar nicht alleine vom Schwitzen. Meine Hose und auch die Schuhe hielten Stand. Auch der Regenschutz des Rucksacks hielt das Ärgste ab. Aber die Jacke versagte wohl. Die fast 500 Höhenmeter von Gotteszell hinauf bis zum Landshuter Haus waren nicht wirklich schwer zu bewältigten. Trotzdem war ich froh, als aus den Wolken/Nebel das große Haus, das alleine von Oberbreitenau übrig geblieben war, auftauchte. Meine Befürchtung, dass es geschlossen hätte, bewahrheitete sich zum Glück nicht. Zwar waren in dem Gastraum außer dem Wirt (und der kurze Zeit später auftauchenden Wirtin, beide in Tracht) nur ein Pärchen, das hier übernachtet hatte und auch auf das Ende des Regens wartete, um den Goldsteig weiter zu gehen. Aber ich war erst mal aus dem Regen. An der Garderobe hängte ich alle meine Sachen auf und stellte fest, dass mein Hemd wirklich völlig nass war.

Oberbreitenau
Ruine im ehemaligen Bergdorf Oberbreitenau

Ich bestellte erst mal einen großen sauren Radler und Weißwürste. Die Wirtin sah, dass ich klatschnass war und bot an, mir etwas aus ihrem Fundus zu geben. Gäste hatten diverse Kleidungsstücke zurückgelassen. Die Wirtin hatte sie gewaschen und für Notfälle aufbewahrt. Ich entschied mich für ein Kurzarm-T-Shirt und hängte mein nasses Hemd über zwei Stühle. So gegen 12:30 Uhr (es hatte inzwischen erst mal zu regnen aufgehört) wollte ich mich wieder auf den Weg machen. Das Hemd war natürlich nicht trocken. So fragte ich den Wirt, ob er mir das T-Shirt verkaufen würde und ob er eine Plastiktüte für das nasse Hemd hätte. Beides zusammen erhöhte die Rechnung um 0,- €. Ich war wirklich sehr dankbar! Als ich das Landshuter Haus verließ, trafen gerade andere Gäste ein, wohl Familien aus der Gegend bei der Sonntags-Wanderung. Das andere Pärchen verließ das Haus kurz nach mir. Das war nun am dritten Tag das erste Mal, dass ich zumindest zeitweise andere Goldsteigwanderer um mich hatte. Und es sollten auch die letzten bleiben.


Das erste Stück des Weges ging durch ein Hochmoor, wobei die Holzstege durch das Moor, von denen ich im Wanderführer gelesen hatte, anscheinend abseits des Goldsteigs liegen. Durch den Regen war der Weg ziemlich aufgeweicht. Fast den restlichen Teil des Weges musste ich immer wieder aufpassen, nicht im Morast abzutauchen. Hinzu kam natürlich die Sorge um mein Schuhwerk. Nachdem sich am gestrigen Tag meine hohen Wanderschuhe aufgelöst hatten, war ich umso mehr um meine Halb-Wanderschuhe besorgt. Aber außer dass allmählich das Gorotex-Gewebe überfordert war, hielten die Schuhe zumindest heute durch. Da ich in den Schuhen eh eigentlich einen besseren Sitz habe, als in den hohen Wanderschuhen, hielt sich auch die Empfindlichkeit der Fußsohlen in Grenzen.

Oberbreitenau
Deggendorfer Golfclub

Kurz vorm Erreichen des Wanderparkplatzes am Ruselabsatz fing es wieder an zu regnen. Ich blieb erst einmal unter einer Baumgruppe stehen, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Dabei überholte mich das Pärchen aus dem Landshuter Haus, das mir zuletzt bei der Hölzernen Hand begegnet war. Nach einigen Minuten ging ich weiter bis zum Parkplatz, wo ich mich bei einer Hütte erst mal unterstellte, bzw. –setzte. Schließlich ließ der Regen nach und ich setzte den Weg auf der anderen Seite der stark befahrenen Straße fort. Beim ehemaligen Berghotel in Rusel hätte man über den Skihang ins Tal schauen können. Zumindest bei anderem Wetter. Aber die Wolken oder der Nebel (keine Ahnung ob es das eine oder das andere war, oder beides) verhinderten jede Aussicht. Durch eine Unterführung führte der Weg wieder auf die andere Seite der Straße, wo der Golfplatz des Deggendorfer Golfclubs liegt. Scheint ein schöner Platz zu sein mit den Bahnen am Hang und in den umgebenden Wald.


Bei der zweiten Straßenunterführung wurde klar, dass sich die Bahnen 10-12 auf der anderen Seite der Straße befinden. Immer eine ungünstige Lösung. Auf der anderen Seite waren von den Bahnen aber, wieder wegen der Wolken/Nebel, nichts zu sehen, nur die Out-of-Bounds Stangen.

Erst beim Ferienhof Eder tauchte das Grün der 10 aus dem Nebel auf. Bevor ich wieder in den Wald eintauchte schaute ich mir noch den Abschlag der 11 an. Par 3 mit 141 m. Allerdings konnte man vom Abschlag gelb/blau lediglich die Terrasse des etwas tiefer liegenden nächsten Abschlags sehen. Dahinter: Wolken/Dunst/Nebel.

Das anschließende Wegstück verlief durch ein Naturwaldreservat. Irgendwie war die Szenerie durchaus etwas unheimlich. Ein Hochwald mit kaum Unterholz, etwas unheimliche Stille und der wabernde Nebel (oder doch Wolken?) ließen eine ganz seltsame Atmosphäre entstehen.

Aus dem Wald heraus wechselte die Szenerie wieder komplett. Ich durchwanderte die kleinen Dörfchen Datting, Kapfing und Gerholling. Das war schon eine surreale Szene. Eine winzige Ansammlung von alten Bauernhäusern in Datting. Wären die PKWs nicht gewesen, hätte man meinen können, durch das Stargate gefallen zu sein. Was mir in den anderen Orten auffiel, war die Zahl der entweder modern renovierten Bauernhäuser oder der modernen neuen Einfamilienhäuser. Entweder, Landwirtschaft zahlt sich doch aus. Und/oder es gibt Leute, die die längeren Anfahrtswege zu ihrer Arbeitsstelle inkauf nehmen, um an diesen Fleckchen Erde wohnen zu können.

Auf der Strecke wechselten sich Passagen durch Waldstücke mit solchen entlang von Wiesen oder durch Maisfelder ab. Schon faszinierend, wie wechselhaft die Wegführung des Goldsteigs war. Schließlich verstand ich auch den Begriff des Lallinger Winkels. Wenn es nur nicht ständig irgendwie getropft oder genieselt hätte.

Lalling
Wiesenstück bei Lalling

Ich hatte mir vor der Beginn der Tour in Google Maps die Strecken zu den Unterkünften ausgedruckt. Allerdings fehlten diesen die dritte Dimension. Lalling stellte sich als an einem Hang liegend heraus, was nochmal ein paar steile Aufstiege zu Folge hatte. Durch den Ort hindurch nach Rohrstetten zog es sich auch nochmal über einen Kilometer. Aber schließlich hatte ich den Landgasthof Bayerwald erreicht.

Was für eine merkwürdige Location. Eigentlich im Stil eines Dorfgasthofes fiel mir aber beim Betreten gleich auf, dass in einer Ecke des Gastraumes ein Tisch so quasi der Wohnzimmertisch der Betreiber darstellte. Die jüngere Wirtin hatte ein iPad vor sich und rauchte! Aber immerhin wurde ich schon erwartet und bekam mein Zimmer. Das war wieder so eine merkwürde Angelegenheit. Beim Betreten fand ich ein Einzelbett gleich rechts. Und ein Waschbecken links. Dahinter eine wohl nachträglich eingebaute Dusche/WC. Aber zwischen der Fensterfront und der Nasszelle war ein Durchgang. Tatsächlich war dort noch ein Doppelbett untergebracht. Also eher ein Familienzimmer in  ungewöhnlicher Konstellation. Aber ich habe ja keine Erfahrungen mit Pensionen und Landgasthöfen.

Immerhin musste ich ein Vorurteil relativieren. Es gab einen Fön und Seife! Den Fön nutze ich auch ausgiebig, um mein nasses Hemd und meine Schuhe zu trocknen.

Später beim Abendessen setzten sich die Merkwürdigkeiten fort. Neben einem wohl einheimischen Paar, das nach einiger Zeit das Lokal verließ, waren noch zwei ostdeutsche Urlauberpaare da.

Die Betreiber sind wohl osteuropäischer Abstammung, sowohl die Wirtin, als auch die Bedienung als auch eine junge Frau, die später aus der Küche kam. Dann gab es noch den jungen Koch, einen weiteren jungen Mann, ein kleines Mädchen und eine Katze. Dass die Betreiber an einem der Tische später auch aßen, war ja nun kein Problem, aber ungewöhnlich. Dass die Katze auch mal in die Küche streifte und der Koch in der Gaststube rauchte, schon eher.

Ich hatte nach dem Wild von der Karte gefragt, war aber gerade nicht verfügbar. Dann also Leberspätzle-Suppe und Schweinenackensteak mit selbst-gesammelte Pilzen und Röstis.

Was schon die Gruppe am Nachbartisch bemerkt hatte, war in der Suppe zu viel Pfeffer. Mir macht das zwar nichts aus, aber bestimmt vielen anderen Gästen.

Der Salat war etwas vermatscht. Das Steak schwamm in einem Suppenteller voller Soße. Die Röstis waren m.E. gekauft und die Pilze waren kaum zu erkennen, wohl aber zu schmecken. Ich bin mir sicher, dass ich das besser hinbekommen hätte.

Wir befanden uns in der Obstschüssel des Bayerischen Waldes und auf der Karte fanden sich diverse Brände der ortsansässigen Schnapsbrenner. An einem war ich auf dem Weg hierher vorbei gelaufen.

Nur gab es leider nur Blut- und Bärwurz. Später fragte ich dann doch noch nach einem klaren Obstbrand und ging mit der Bedienung das Angebot durch. Es fand sich immerhin ein Scheibel-Kirschbrand.

Wie war diese Lokalität bloß zu einer ADAC-Empfehlung gekommen?

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Offizielle Etappenangaben

Etappe 17 S
Grandsberg - Landshuter Haus
23 km
1128 Höhenmeter

Etappe 18 S
Landshuter Haus - Lalling
16 km
179 Höhenmeter

3. Wanderetappe
Gotteszell - Lalling
22 km
510 Höhenmeter

Eigene Statistik

Distanz: 25,68 km
Zeit: 8:14 Stunden
Duchschnittliche Geschwindigkeit: 3,1 km/h
Anstieg gesamt: 715 m
Abstieg gesamt: 860 m
Minimale Höhe: 386 m
Maximale Höhe: 1010 m

Etappe 3