Etappe 6: Kalteneck - Passau

Mittwoch, 24. September 2014

Etappe 6

Nach dem Frühstück als einziger Gast begann ich den letzten Tag bei endlich wieder schönem Wetter. Die Sonne schien, ein paar Wolkenformationen am Himmel, aber ein wenig kühl. Also blieben sämtliche Regenjacken im Reisegepäck und ich zog nur Hemd, Sweatshirt und Jacke an.

Nach einem Gespräch mit der Wirtin überlegte ich mir auch, welche Verbesserungsvorschläge ich an Kleins Wanderreisen mailen wollte. Und ich vermaß die Strecke bis zum Goldsteig. Ziemlich genau 100 Höhenmeter!


Die erste Zeit folgte ich einem breiten Weg, ähnlich dem am letzten Nachmittag. Kurioser Höhepunkt auf den ersten Kilometern war ein Springbrunnen neben einer Schutzhütte. Der Wasserdruck des artesischen Brunnens reichte für eine über zwei Meter hohe Fontäne.

Kalteneck
Wiese, Wolken und ein paar angedeutete Kühe
Kalteneck
Brücke der Kreisstraße PA 93 über das Tal der Ilz

Hinter Fischerhaus stieg der Weg als Pfad den Hang hinauf und führte weit oberhalb der Ilz, aber immer in der Nähe der Bahnlinie durch den Wald. Mehrmals führten hölzerne Stege über kleine Zuflüsse. Die Ilz selbst wurde immer langsamer. Die Nähe des Stausees Oberilzmühle machte sich bemerkbar. Am eigentlichen Beginn des Stausees lag eine Vielzahl von Nachen im Wasser. Viele davon halb abgetaucht. Und auch den wenigsten anderen hätte ich mich für eine Paddeltour über den See anvertraut. Ein Metallsteg führte über einen Seitenarm des Sees. Gleich danach hätte man zur bereits mehrmals verlegten Mausmühle aufsteigen können. Eine Einkehr brauchte ich aber noch nicht. Das Ende des Stausees bildet das Stauwehr Oberilzmühle. Eine große Liegewiese deutete darauf hin, dass der See durchaus im Sommer als Badesee dient.

Oberilzmühle
Boote am Ufer des Ilzstausees Oberilzmühle
Oberilzmühle
Ilzstausee Oberilzmühle

Ein Stück weiter erreichte ich die Triftsperre mit dem zugehörigen Gasthof. Eine Frau und zwei blonde Bedienungen waren eifrig damit beschäftigt, mit einem Laubsauger/-bläser die Weinlaube, unter der ein Teil des Gastgartens untergebracht war, von Blättern zu reinigen. Das Wetter ließ endlich mal wieder ein Sitzen im Freien zu und ich bestellte sauren Radler und Hausgeräuchertes. Die Platte hätte auch noch für ein paar mehr Leute gereicht.

Triftsperre
Triftsperre
Triftsperre
Steg über die Triftsperre

Der Weg führte dann über die Triftsperre. Ich hatte mir keine richtige Vorstellung gemacht, was das sein sollte. Tatsächlich sah die Sperre aus wie eine Reihe schräg in den Fluss gesetzte Brückenpfeiler. Wie sollte damit das von den Oberläufen herabgeschwemmte Holz in Richtung des Trifttunnels gelenkt werden? Das wurde erst an einer Informationstafel sichtbar. Die Pfeiler dienten lediglich als Widerhalt für einen Rechen aus Fichtenstämmen, der das getriftete Holz auffing. Die Bilder aus damaliger Zeit sahen schon beeindruckend aus.

Gleich hinter dem Steg über die Triftsperre ging es über eine kurze Treppe in den Trifttunnel, der die erste Ilzschleife abkürzte. Der etwa 150 m lange Trifttunnel hat einen Gehweg auf halber Höhe, mit einem Geländer gesichert. Das und das wortwörtliche Licht am Ende des Tunnels mussten für die Durchquerung genügen. Tat es auch. Etwas sinnverwirrend lief man anschließend gegen den Strom bis zum Ort Hals. Dort befindet sich das nächste Wehr, das eine Überquerung der Ilz erlaubte. Über dem Ort thronen die Reste der Burg Hals, was eine Reihe schöner Fotos ergab.

Hals
Burg Hals
Hals
Ortschaft Hals

In Hals verließ ich dann erst einmal die Ilz, der ich seit einem Tag gefolgt war. Wieder einmal ging es steil bergauf, aus dem Ort Hals heraus Richtung Ries. Der Weg war sehr steil und irgendwie muss ich bei der Konzentration auf meine Schritte die Abzweigung des Goldsteigs verpasst haben. Das wurde klar, als ich in Ries ankam und keinen Hinweis auf den Weg fand. War aber nicht schlimm, weil ich ein Stück die Straße runter wieder auf den Goldsteig stieß. Nach einem weiteren Stück Straße folgte wieder ein Wiesenweg. Dieser führte aber nach zwei Linksabbiegungen wieder auf die Straße zurück. Was war jetzt wieder falsch? Ein Stück zurück fand ich die Ursache des Problems. Der Holzpfosten mit den Goldsteig-Wegweisern lag im tiefen Gras. Ich richtete ihn notdürftig wieder auf, damit nachfolgenden Wanderern nicht dasselbe passierte. Kurz danach erreichte ich einen Aussichtspunkt mit einem super Blick über Passau. Außer dass die Sonne etwas ungünstig stand. Weiter unten gab es noch einen zweiten Aussichtspunkt. Von da kam eine Frau heraufgestiegen und sagte etwas. Erst nach mehrmaligem Nichtverstehen wurde mir bewusst, dass die Frau englisch sprach. Schlimm genug, dass man nach ein paar Tagen Vogelstimmen, bayerischen und ein wenig ostdeutschen Dialekts (viele der anderen Urlauber, die ich indirekt traf, kamen aus den „neuen“ Bundesländern), nicht mehr auf Englisch reagiert. Aber schließlich schaltete ich um, was mir sonst selbst innerhalb eines Satzes gelingt. Sie wollte nur sagen, dass sie die ganzen Stufen von dem unteren Aussichtspunkt hier hoch gestiegen war. Ich rang mich durch, zu dem zweiten Aussichtspunkt abzusteigen, was sich durchaus lohnte.

Endlich erreichte ich die Veste Oberhaus und sah mich ein wenig um. Der Turm konnte gegen eine Gebühr bestiegen werden, was ich natürlich tat.

Passau
Blick über Passau
Passau
Passau und die Veste Oberhaus

Wieder unten wies ein Weg über die Wehrgänge in die Altstadt von Passau. Der Goldsteig war irgendwie verschwunden. Unten an der Donau angekommen fand ich das ziemlich unbefriedigend. Ich hatte erwartet, dass es so etwas wie einen richtigen Anfangs- oder Endpunkt des Goldsteigs gäbe. Ich prüfte nochmal die Karte und stellte fest, dass Nord- und Südsteig östlich der Veste an der Ilz zusammen treffen. Ich nahm mir die Zeit und lief durch den kurzen Tunnel an die entsprechende Stelle. Aber auch da nichts. Lediglich zwei der üblichen Hinweisschilder. Eines hoch zur Veste und eines mit den ersten Stationen der Nordetappe von/bis Passau. Also entweder hatte ich immer noch etwas übersehen, oder es gab wirklich keinen Start-/Endepunkt. Finde ich ziemlich schade. Nach mehreren Tagen auf dem Weg hätte ich mir so etwas wie einen offiziellen Schlusspunkt gewünscht.

Mittlerweile war es wieder recht spät geworden. Meine ursprüngliche Idee, zuerst das Hotel aufzusuchen und dann nochmal die Stadt anzuschauen, musste ich aufgeben. Also lief ich über den Römerplatz und den Rathausplatz mit den Hochwassermarken der letzten Jahrhunderte zur Residenz und von dort aus zum Dom. Obwohl ich nicht unbedingt ein Freund des Barock bin, fand ich das Innere des Doms schon ziemlich beeindruckend. Erst im Nachhinein las ich, dass die riesige Domorgel die größte der Welt ist. Schade nur, dass der Altar mit der Steinigung des Hl. Stephan durch das Licht der Chorfenster nur schwer zu erkennen war. Vom Dom aus steuerte ich Richtung Donau und fand eher zufällig mein Hotel direkt neben der Pfarrkirche St. Paul. Weil ich auch noch auf der Suche nach einem Geldautomaten war, ging ich noch ein paar Schritte weiter, allerdings ohne Erfolg.

Dom Passau
Dom St. Stephan in Passau
Dom Passau
Hauptorgel des Doms

Also checkte ich erst mal im Hotel ein, fragte nach einem Geldautomaten, machte mich frisch und wieder auf den Weg. Beim Verlassen des Hotels fragte ich nach dem Internetzugangscode. Der Mitarbeiter an der Rezeption gab mir den Code, wies allerdings darauf hin, dass das Vodafon-Netz für Geschäftsleute gerade eine Störung hätte. Zum Glück hatte ich meine Bahntickets bereits gestern gekauft. Der Geldautomat war nicht weit weg und weil ich ja heute einige Kilometer weniger gelaufen war, schlenderte ich noch etwas durch die Fußgängerzone und trank vor einem kleinen Lokal noch ein Weizenbier.

Zurück im Hotel ging ich im gut gefüllten Restaurant zum Abendessen. Leider gab es keine Kombination mit frischen Pfifferlingen. Die Kürbiscremesuppe schmeckte anderes als üblich, eher salzig mit etwas Schärfe, was durchaus gut war. Die Schweinelendchen ließ ich mir mit Pilzsoße servieren, um wenigstens ein wenig der vielen Pilze aus dem bayerischen Wald essen zu können. Und da die Betreiber des Hotels wohl zumindest Kontakte zum ehem. Jugoslawien haben, gab es statt Obstler Slibowitz. Und der hatte es schon in sich.

Beim Bezahlen schlug dann nochmal das Internetproblem zu, weil die Kartenleser nicht funktionierten. Es war schon zum Verzweifeln hier was Zahlungsmittel betrifft. Und nebenbei bemerkt, als ich versuchte, mich mit dem Handy in das WLAN einzubuchen, bekam ich eine Information über Vodafon DSL. Ja richtig, DSL. Und das in einer Stadt wie Passau.

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Offizielle Etappenangaben

Etappe 21 S
Schrottenbaummühle - Ruderting
15,5 km
448 Höhenmeter

Etappe 22 S
Ruderting - Passau
15,5 km
454 Höhenmeter

6. Wanderetappe
Kalteneck - Passau
17 km
210 Höhenmeter

Eigene Statistik

Distanz: 23,5 km
Zeit: 8:15 Stunden
Duchschnittliche Geschwindigkeit: 2,85 km/h
Anstieg gesamt: 611 m
Abstieg gesamt: 757 m
Minimale Höhe: 284 m
Maximale Höhe: 442 m

Etappe 6